Die Herabsteigenden

DIEJENIGEN,‭ ‬DIE an‭ ‬der Geschichte der Kreuzfahrer interessiert sind,‭ ‬fragen,‭ ‬was brachte die Kreuzfahrer zum‭ ‬Untergang‭? ‬Wenn man überall‭ ‬im Land so stolze Reste ihrer Burgen sieht,‭ ‬fragt man sich dies.‭
Die traditionelle Antwort ist:‭ ‬der Sieg über die Kreuzfahrer in der Schlacht an den Hörnen von Hittin,‭ ‬Zwillingshügel in der Nähe des Sees Genezareth,‭ ‬1187‭ ‬durch den großen muslimischen Sultan Salah-ad-Din‭ (‬Saladin‭)‬.

Doch der Kreuzfahrerstaat lebte weitere‭ ‬100‭ ‬Jahre in Palästina und seiner Umgebung. „Die Herabsteigenden“ weiterlesen

Bürgerkrieg?

ES IST jetzt Mode zu sagen: „Die Zweistaatenlösung ist tot“. Oder: „Die Zeit für die Zweistaatenlösung läuft ab.“

Warum tot? Wie tot? Das gehört zu den Dingen, die man nicht zu beweisen braucht. Es genügt, wenn man sie sagt.

Wenn man die vorgeblich um die Zweistaatenlösung Trauernden bedrängt, nennen sie einen Grund: Es gibt eben zu viele Siedler in der Westbank und in Ost-Jerusalem. Man kann sie nicht entfernen. Das ist unmöglich.

Wirklich? „Bürgerkrieg?“ weiterlesen

Die Frauen der Klagemauer

ES GAB einmal einen israelischen Mann,‭ ‬der von Zeit zu Zeit ein Blatt Papier nahm und dieses in die Spalten zwischen die Steine an der Klagemauer‭ (‬Westmauer‭)‬ legte und Gott so um Vergünstigungen bat‭ –‬ wie es Juden seit Jahrhunderten taten.‭ ‬Sie glauben,‭ ‬dass die Himmelstore direkt über der Mauer sind und so die Nachricht bzw.‭ ‬Bitte schnell ihr Ziel erreicht.‭

Der Mann fragte sich immer,‭ ‬was all die anderen Bittsteller sich wohl vom Allmächtigen erbaten.‭ ‬Eines Tages‭ ‬machte ihm seine Neugierde so zu schaffen,‭ ‬dass er sich in den frühen Morgenstunden an die Klagemauer schlich,‭ ‬alle Papierstücke herausholte und‭ ‬sie sich näher ansah.‭ ‬Alle waren‭ ‬abgestempelt mit:‭ „‬Bitte abgelehnt‭“‬.

Dieser Witz ist typisch für die Haltung sehr vieler Israelis gegenüber dem Bauwerk,‭ ‬das alle paar Monate‭ ‬ einen politischen und religiösen‭ ‬Krawall verursacht.‭ „Die Frauen der Klagemauer“ weiterlesen

Der Esel des Messias

‭„‬DIE ZWEI-STAATEN-Lösung ist tot‭!“ ‬dieses Mantra ist in letzter Zeit von so vielen zuverlässigen Kommentatoren‭ ‬so oft‭ ‬wiederholt worden,‭ ‬dass es wahr sein muss.‭
Nun,‭ ‬das ist es nicht.‭

Ich erinnere an ein oft wiederholtes Zitat von Mark Twain:‭ „‬Der Bericht von meinem Tod war eine Übertreibung.‭“

INZWISCHEN ist dies eine intellektuelle Masche‭ ‬ geworden.‭ „Der Esel des Messias“ weiterlesen

Frieden und Wassermelonen

EINE DER interessantesten und längsten privaten Debatten meines Lebens führte ich mit dem großartigen Dr. Nahum Goldmann. Das Thema: Amerikanische Friedensinitiativen.

Es war natürlich eine ungleiche Debatte. Goldmann war 28 Jahre älter als ich. Während ich nur Herausgeber eines israelischen Nachrichtenmagazins war, war er eine international bekannte Persönlichkeit, Präsident der zionistischen Weltorganisation und des Jüdischen Weltkongresses. „Frieden und Wassermelonen“ weiterlesen

Zwei Gesichter

ZWEI FRÜHERE Ministerpräsidenten Israels sind in diesen Tagen in den Medien. Sie symbolisieren zwei der vielen Gesichter Israels.

Es stellt sich auch eine universelle Frage: Wer ist vorzuziehen – ein ehrenhafter Fanatiker oder ein korrupter Pragmatiker ?

YITZHAK SHAMIR starb vor zwei Wochen und wurde auf dem Friedhof der „Großen der Nation“ in Jerusalem beerdigt. Er wurde 97 Jahre alt und hat jahrelang in einem Zustand von Demenz dahinvegetiert. Die meisten Israelis wussten gar nicht, dass er noch lebte. „Zwei Gesichter“ weiterlesen

Das Schweigen des arabischen Richters beim Nationallied war ein Protestlied

Am Dienstag war es in der Residenz des Präsidenten so bewegend und so würdevoll; eine weitere Feier von Israels Demokratie, die sich so gerne überschwänglich selbst preist.

Die ehrenhaften Richter des Obersten Gerichtshofes standen für eine Gruppenaufnahme zusammen; die in den Ruhestand gehende Gerichtspräsidentin nahm mit Tränen Abschied; der neue Gerichtspräsident hielt eine bewegende Rede, jeder machte jedem ein Kompliment und jeder pries unsere erhabene Demokratie.

Und dann lief plötzlich etwas falsch. Wer war der Mann, dessen Lippen verschlossen blieben, während alle andern die Hatikva ( israelische Nationalhymne) sangen? Warum blieben ihm die Worte in der Kehle stecken? Und wie – um Gottes willen – konnte er es wagen? „Das Schweigen des arabischen Richters beim Nationallied war ein Protestlied“ weiterlesen