Ein Oslo-Verbrecher

DER TOD von Ron Pundak, einem der ursprünglich israelischen Architekten des Oslo-Abkommens 1993, brachte dieses historische Ereignis ins öffentliche Bewusstsein zurück.

Gideon Levy erinnerte uns daran, dass die Agitatoren des rechten Flügels mit ihrem wütenden Angriff auf das Abkommen, die die Initiatoren „Oslo-Verbrecher“ nannten, ein bewusstes Echo zu Adolf Hitlers Hauptslogan auf seinem Weg zur Macht. Die Nazi-Propaganda verwendete den Terminus „November-Verbrecher“ gegenüber den deutschen Staatsmännern, die 1918 das Waffenstillstandsabkommen unterzeichneten, das den 1.Weltkrieg beendete – übrigens auf Wunsch des Generalstabs, der den Krieg verloren hatte. „Ein Oslo-Verbrecher“ weiterlesen

Nichts als heiße Luft: Poof!

ARMER JOHN Kerry! Diese Woche gab er einen Ton von sich, der ausdrucksvoller war als Seiten voll diplomatischem Blabla.

In seinem Zeugnis vor dem Senatskomitee für ausländische Beziehungen erklärte er, wie die Aktionen der israelischen Regierung den „Friedens-Prozess“ torpediert hatten. Sie brachen ihr Versprechen, palästinensische Gefangene zu entlassen und gleichzeitig verkündeten sie die Vergrößerung von mehr Siedlungen in Ost-Jerusalem. Die Friedensbemühungen machten „poof“. „Nichts als heiße Luft: Poof!“ weiterlesen

Der Imperator

MITTE der 70er Jahre bat mich Ariel Scharon, etwas für ihn zu arrangieren – ein Treffen mit Jasser Arafat.

Ein paar Tage zuvor hatten die israelischen Medien entdeckt, dass ich regelmäßig Kontakt mit der PLO-Führung hatte. Die PLO stand damals auf der Liste der terroristischen Vereinigungen.

Ich sagte Scharon, meine PLO-Kontaktpersonen würden mich wahrscheinlich fragen, was er den Palästinensern vorzuschlagen beabsichtige. Er sagte mir, sein Plan sei es, den Palästinensern dabei zu helfen, die jordanische Monarchie zu stürzen und Jordanien in einen Palästinenserstaat zu verwandeln, in dem Arafat Präsident sein würde. „Der Imperator“ weiterlesen

Neutral – zu wessen Gunsten?

EINEM ehemaligen israelischen Armeestabschef, einer Person mit begrenzter Intelligenz, wurde erzählt, dass eine gewisse Person ein Atheist sei. „Ein jüdischer Atheist oder ein christlicher Atheist?“ fragte er.

Lenin wurde einst in seinem Schweizer Exil nach der Parteizugehörigkeit eines neu gewählten Mitglieds der Duma gefragt: „Oh, er ist nur ein Dummkopf!“ behauptete sein Assistent. Lenin antwortete ungeduldig. „Ein Dummkopf, in welcher Beziehung denn?“

Ich bin versucht, eine ähnliche Frage gegenüber Leuten zu stellen, die angepriesen werden, als wären sie unserm Konflikt gegenüber neutral. „Neutral, wem gegenüber?“ „Neutral – zu wessen Gunsten?“ weiterlesen

Mandela: der Film

ICH HABE mir gerade den neuen Film „Mandela“ angesehen und ich bin so voller Eindrücke, dass ich nicht anders kann, als sie aufzuschreiben.

Es ist ein sehr guter Film mit sehr guten Schauspielern. Doch das ist nicht die Hauptsache. Es ist ein sehr genauer Film, der genau das brachte, was in Südafrika geschah; und man kann nicht anders als immer wieder darüber nachdenken.
Was denke ich tatsächlich? „Mandela: der Film“ weiterlesen

Offener Brief: Deutschland behindert palästinensische Olivenwirtschaft

Offener Brief von Renate und Frank Dörfel an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Öffentlichkeit:

Deutschland behindert palästinensische Olivenwirtschaft

(per e-Mail an Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel, c/o poststelle@bk.bund.de)

Sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin,

am 29. November 2013 erschien in Haaretz ein Artikel der international renommierten israelischen Journalistin Amira Hass. Der Artikel macht aufmerksam auf einen Sachverhalt, der in mehrfacher Weise als skandalös zu bezeichnen ist.

Wir fügen unten den Artikel aus Haaretz bei, wobei wir zur leichteren Zitierbarkeit, die Absätze des Textes durchnumeriert haben.

Amira Hass berichtet, dass wegen der Ablehnung („opposition“) von Deutschland und Großbritannien die Palästinenser ihren geplanten Antrag auf Mitgliedschaft im International Olive Council hätten auf Eis legen müssen. „Offener Brief: Deutschland behindert palästinensische Olivenwirtschaft“ weiterlesen

Daniel Barenboim

Letzte Woche hat Daniel‭ ‬Barenboim‭ ‬ mein Herz‭ ‬im Sturm erobert.‭ ‬Ihm war vom Weizmann-Institut für Wissenschaften der Ehrendoktor verliehen worden.‭ ‬Als sein Gast hat er mich dazu eingeladen,‭ ‬obwohl wir uns vorher nie begegnet waren.‭ ‬Ich hörte aufmerksam seiner Rede zu,‭ ‬und später redeten wir noch bis spät in die Nacht.‭ ‬Die Gebäude des Instituts waren dunkel,‭ ‬der Maestro nahm zwei Zigarren nach draußen und vier Stühle‭ – ‬für meinen Partner und mich und für seine Frau und sich selbst.‭ ‬Wir saßen stundenlang auf‭ ‬dem Rasen vor‭ ‬dem Gästehaus des Instituts.‭ ‬Wir sprachen über Israel,‭ ‬mein Land,‭ ‬das in tiefen Sinn auch sein Land ist.‭ ‬Er war direkt vom Flughafen gekommen und mit der Morgendämmerung fuhr er wieder nach Berlin zurück.‭ Er ist einer der eindrucksvollsten Persönlichkeiten,‭ ‬der ich je begegnet bin.‭

Die Feier war festlich,‭ ‬das Essen war ausgezeichnet.‭ ‬Die Honoratioren trugen ihre‭ ‬ Barettes und Gewänder,‭ ‬und die Sänger sangen Lieder von Shlomo Artzi und Meir Ariel.‭ ‬Einer nach dem anderen der Honoratioren,‭ ‬sieben Professoren und Philanthropen hielten ihre Reden.‭ ‬Sie‭ ‬priesen das Weizmann-Institut‭ ‬ und den Staat Israel‭ – ‬und dann erhob sich der Maestro.‭

Der Schritt von der verfolgten Minderheit‭ ‬zum Staat ist eine eindrucksvolle Errungenschaft,‭ ‬sagte er.‭ ‬Er verlangt die Schaffung eines neuen jüdischen Portraits,‭ ‬aber Israel fand sich bald in der Situation,‭ ‬eine andere verfolgte Minderheit zu beherrschen.‭ ‬Sein Versagen,‭ ‬die Realität zu akzeptieren,‭ ‬war sein‭ ‬verhängnisvoller‭ ‬Fehler.‭ ‬Es machte aus Opfern‭ Schuldige,‭ ‬sagte er.‭ ‬Der Raum voll Konservativer gab keinen Mucks von sich,‭ ‬obgleich einige‭ ‬in‭ ‬ihren Sitzen hin und her‭ ‬rutschen. „Daniel Barenboim“ weiterlesen

Der Mord

VOM ERSTEN Augenblick an hatte ich nicht den leisesten Zweifel daran,‭ ‬dass Yasser Arafat ermordet wurde.‭ Es war eine Angelegenheit einfacher Logik.

Auf dem Rückweg von der Beerdigung traf ich zufällig Gamal Zahalka,‭ ‬ein Knesset-Mitglied von der national-arabischen Balad Partei,‭ ‬einen hoch qualifizierten Pharmazeut mit Doktortitel.‭ ‬Wir tauschten unsere Ansichten aus und kamen zu derselben Schlussfolgerung.‭

Die Untersuchungsergebnisse der Schweizer Experten von letzter Woche bestätigten nur meine Überzeugung.

ZUNÄCHST EINE simple Tatsache:‭ ‬Menschen sterben nicht ohne Grund. „Der Mord“ weiterlesen

Die Judaisierung‭ ‬Israels

AN MEINEM‭ ‬16.‭ ‬Geburtstag,‭ ‬1939,‭ ‬eilte ich zum Personalamt der‭ ‬britischen Mandats-Regierung Palästinas,‭ ‬um meinen Namen offiziell zu ändern.
Ich schüttelte meinen deutschen Namen ab,‭ ‬der mir bei der Geburt gegeben wurde und nahm den ersten und zweiten Namen an,‭ ‬die ich gewählt hatte.

Es war mehr als nur ein bloßer Namenswechsel.‭ ‬Es war eine Erklärung:‭ ‬eine Trennung von meiner Vergangenheit in der Diaspora‭ (“‬Exil‭“ ‬in zionistischer Redensweise‭)‬,‭ ‬von der Trennung der Tradition meiner deutsch-jüdischen Vorfahren,‭ ‬von allem,‭ ‬was‭ „‬exilisch‭“ ‬war.‭ „‬Exilisch‭“ ‬war die schlimmste Beleidigung,‭ ‬die man damals jemanden an den Kopf werden‭ ‬ konnte. „Die Judaisierung‭ ‬Israels“ weiterlesen

Sehen wir uns die Apartheid genauer an

IST ISRAEL ein Apartheidstaat‭? ‬Diese Frage taucht immer wieder auf,‭ ‬ja,‭ ‬sie erhebt alle paar Monate ihren Kopf.
Der Terminus‭ „‬Apartheid‭“ ‬wird oft zu reinen Propagandazwecken benützt.‭ ‬Apartheid,‭ ‬wie Rassismus und Faschismus,‭ ‬sind Ausdrücke,‭ ‬die‭ ‬ man benützt,‭ ‬um seinen‭ ‬Widersacher zu verunglimpfen.‭

Aber‭ „‬Apartheid‭“‬ ist auch ein Ausdruck mit genauem Inhalt.‭ ‬Er wird für ein besonderes Regime benützt.‭ ‬Mit‭ ‬einem anderen Regime gleich zu setzen,‭ ‬mag‭ ‬akkurat sein,‭ ‬teilweise korrekt oder‭ ‬nur falsch.‭ ‬Genauso sind die Schlussfolgerungen,‭ ‬die man aus dem Vergleich zieht. „Sehen wir uns die Apartheid genauer an“ weiterlesen