Colonia Dignidad: Gericht gibt grünes Licht für Haft von Sektenarzt Hartmut Hopp

Die in Berlin ansässige Juristen- und Menschenrechtsorganisation European Center für Constitutional and Human Rights hat die „überfällige Entscheidung“ begrüßt, das Urteil chilenischer Gerichte gegen den Arzt Hartmut Hopp in Deutschland zu vollstrecken.

„Damit leistet die deutsche Justiz eine erste minimale Unterstützung der chilenischen Justiz in der Aufarbeitung der Verbrechen der Colonia Dignidad, insbesondere der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen“, heißt es in einer Mitteilung der Organisation. Wolfgang Kaleck, ECCHR-Generalsekretär, forderte die Staatsanwaltschaft Krefeld zugleich auf, „auch das separate Ermittlungsverfahren gegen Hartmut Hopp verstärkt fortzuführen“.

Neben den Taten innerhalb der Colonia Dignidad gehe es um seine Rolle als Kontaktperson zum chilenischen Geheimdienst DINA während der Militärdiktatur. „Colonia Dignidad: Gericht gibt grünes Licht für Haft von Sektenarzt Hartmut Hopp“ weiterlesen

Kritik an Interview von Sektenarzt Hartmut Hopp aus der Colonia Dignidad in Chile

Der ehemalige Arzt der deutschen Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile, Hartmut Hopp, hat sich in einem Interview erstmals ausführlich zu den Anschuldigungen gegen ihn geäußert. Der 72-jährige, der 2011 nach seiner Verurteilung wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger aus Chile geflohen war, wies im Gespräch mit Journalisten der Westdeutschen Zeitung jede formaljuristische Schuld von sich. Menschenrechtsaktivisten und Vertreter von Opfern der Colonia Dignidad reagierten empört auf die Einlassungen des Justizflüchtlings.

In Chile ist der Mediziner wegen Beihilfe zu sexuellem Missbrauch von Minderjährigen zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. In Deutschland schützt ihn seine deutsche Staatsangehörigkeit vor Auslieferung. Die chilenische Justiz hat daher die Vollstreckung der Strafe in Deutschland beantragt. „Kritik an Interview von Sektenarzt Hartmut Hopp aus der Colonia Dignidad in Chile“ weiterlesen

Deutsche Botschaft in Chile hat Verantwortliche der Colonia Dignidad mit Absicht eingeladen

Die Einladung von zwei führenden Mitgliedern der ehemaligen Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile zu einem Empfang für Bundespräsident Joachim Gauck in der Residenz des deutschen Botschafters sorgt weiter für Kontroversen. Nun erklärte das Auswärtige Amt, die beiden Männer seien von der deutschen Botschaft mit Absicht eingeladen worden. Beobachter waren ursprünglich davon ausgegangen, dass der verurteilte Straftäter Reinhard Zeitner und der einstige Chef der juristischen Abteilung der Sekte, Hans Schreiber, am 13. Juli durch einen protokollarischen Fehler in die Botschafter-Residenz gelangt sind. „Deutsche Botschaft in Chile hat Verantwortliche der Colonia Dignidad mit Absicht eingeladen“ weiterlesen

Bonner Regierung schützte Colonia Dignidad bis kurz vor Ende der Diktatur in Chile

Außenamt trotz früher Berichte bis 1987 untätig. BND wusste 1966 von „KZ-ähnlichen Methoden“ in der Sekte. Bundestagsbeschluss von 2002 kaum umgesetzt

Westdeutsche Behörden hatten früher als bisher bekannt Hinweise auf Verbrechen in der deutschen Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile. Zugleich deckten Bonner Diplomaten das Regime von Sektenchef Paul Schäfer bis 1987 und damit bis zur Endphase der Diktatur von Augusto Pinochet. Das geht aus den Antworten der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, die amerika21 vorliegt. Neu ist vor allem die Angabe zum Auslandsgeheimdienst BND. Dieser habe bereits im Jahr 1966 Kenntnis von „KZ-ähnlichen Methoden“ in der Colonia Dignidad gehabt. Zur weiteren Arbeit und zum Informationsstand des BND während der Zeit der Colonia Dignidad in Chile macht die Bundesregierung keine darüber hinaus gehenden Angaben. „Bonner Regierung schützte Colonia Dignidad bis kurz vor Ende der Diktatur in Chile“ weiterlesen

Ernüchterung und Hoffnung nach Initiative des Außenamtes zur Colonia Dignidad

Gemischte Reaktionen nach Rede von Außenminister Steinmeier zur deutschen Rolle in dem Fall. Viele Fragen bleiben offen, Effizienz des Vorstoßes unklar.

Opfer der deutschen Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile und Menschenrechtsaktivisten haben verhalten auf eine Initiative von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) reagiert, die Rolle der westdeutschen Diplomatie in diesem Fall aufzuklären. Der Vorstoß des Auswärtigen Amtes wurde zwar grundsätzlich begrüßt, jedoch bezweifelten mehrere Experten die Effizienz der Maßnahmen.

Steinmeier hatte am Dienstagabend eine teilweise Öffnung der Archive zur Rolle der westdeutschen Diplomatie bei den Verbrechen in der Colonia Dignidad in Chile angeordnet. „Ernüchterung und Hoffnung nach Initiative des Außenamtes zur Colonia Dignidad“ weiterlesen

„Die Opfer sagen, dass dieser Film sie ernst nimmt“

Florian Gallenberger und Daniel Brühl über „Colonia Dignidad“, die Vereinbarkeit von Politik und Unterhaltung sowie notwendige Debatten über Geschichte

Florian Gallenberger ist Regisseur, Autor und Produzent. Er wurde 1972 in München geboren und studierte 1992 bis 1998 an der renommierten Hochschule für Fernsehen und Film seiner Heimatstadt. Für seinen in Mexiko gedrehten Abschlussfilm „Quiero ser“ (1999) gewann Gallenberger zahlreiche Preise, 2001 auch den „Oscar“.

Daniel Brühl, geboren 1978 in Barcelona, ist in Köln aufgewachsen. Der Durchbruch gelang ihm 2003 mit der Hauptrolle in Wolfgang Beckers Wendefilm „Good Bye, Lenin!“. In „Salvador“ 2006 widmete er sich schon einmal einem politischen Thema: der Hinrichtung des jungen Anarchisten Salvador Puig Antich durch die Franco-Diktatur in Spanien im Jahr 1974. Er spricht Deutsch, Englisch, Spanisch, Katalanisch, Portugiesisch und Französisch. „„Die Opfer sagen, dass dieser Film sie ernst nimmt““ weiterlesen

Film über Sektensiedlung Colonia Dignidad startet in deutschen Kinos

Regisseur Gallenberger legt detailliert recherchiertes Historiendrama vor. Auch Komplizenschaft der westdeutschen Regierung wird nachgezeichnet.

Seit Jahren streiten Opfer der deutschen Sektensiedlung Colonia Dignidad im Süden Chiles für Wiedergutmachung und Anerkennung ihres Leides. Von 1961 bis zu seiner Festnahme 2005 hatte der Nazi und Laienprediger Paul Schäfer mit zunächst rund 250 Anhängern ein abgeschottetes Terrorregime hinter Stacheldraht und Selbstschussanlagen errichtet. Nun wird die Geschichte in Deutschland einem größeren Publikum bekannt: Am kommenden Donnerstag (18. Februar) hat der Spielfilm „Colonia Dignidad“ Premiere in Deutschland.

Mit dem 110-Minuten-Streifen legt Regisseur Florian Gallenberger ein detailliert recherchiertes Historiendrama vor. Vier Jahre lang hatte der deutsche Oskar-Preisträger in Chile die Geschichte der dortigen Sektensiedlung und ihres Gründers Paul Schäfer – gespielt von Michael Nyqvist – recherchiert. Der vielschichtige Horror und die zahlreichen damit verbundenen Politskandale werden in dem Spielfilm in eine fiktive Handlung eingebettet, eine Liebesgeschichte zwischen der Lufthansa-Flugbegleiterin Lena (Emma Watson) und dem deutschen Aktivisten Daniel (Daniel Brühl), die nach dem Putsch am 11. September 1973 in die Fänge der Sekte geraten. Gallenberger spinnt in diese Geschichte die historische Realität ein: die Komplizenschaft westdeutscher und chilenischer Geheimdienste, der Bonner Diplomatie, der bayerischen CSU unter Franz Josef Strauß, von Gewalt, Unterdrückung, Sklavenarbeit, Kindesmissbrauch, Menschenversuchen, Folter und Mord. „Film über Sektensiedlung Colonia Dignidad startet in deutschen Kinos“ weiterlesen

Deutschland finanziert Sektensiedlung in Chile

Auswärtiges Amt will keine Kenntnisse über Terrorstrukturen in Colonia Dignidad haben. Finanzielle und personelle Unterstützung besteht weiter

Ungeachtet wachsender politischer Kritik und Ermittlungen der Justizbehörden in Chile und Deutschland hält sich die deutsche Bundesregierung im Skandal um die Sektensiedlung Colonia Dignidad bedeckt. In einer Teilantwort auf eine umfassende Anfrage der Linksfraktion im Deutschen Bundestag gibt das Auswärtige Amt unter anderem an, über die Flucht des Sektenarztes Hartmut Hopp keine genauen Erkenntnisse zu besitzen. Dabei beschäftigt das Thema seit Wochen regionale und überregionale Medien sowie die internationale Presse. „Deutschland finanziert Sektensiedlung in Chile“ weiterlesen