Die USA und Israel als Groß- und Kleinpreußen

Als Kind war ich ein großer Bewunderer Israels.* Ich habe 1973 ein Sammelalbum über den Jom-Kippur-Krieg geführt. Damals war Israel Amerikas tapferer Verbündeter, David gegen Goliath, und half, den sowjetischen Bären in Schach zu halten, so schien es mir.

In den Augen eines Kindes war Israel 1973 eine Insel, die scheinbar von einem Meer gut bewaffneter Feinde umringt war: Ägypten, Syrien, Irak, Jordanien, Saudi-Arabien. Unterlegen und unterbewaffnet. „Die USA und Israel als Groß- und Kleinpreußen“ weiterlesen

Brief zum jüdischen Neuen Jahr

Liebe Freundinnen und Freunde,

ich habe sehr mit mir gerungen, ob ich noch einen Brief zum jüdischen Neuen Jahr schreibe. Mehr und mehr bestätigt sich der Spruch des Propheten Amos 5,5.13 „Darum muss der Kluge zu dieser Zeit schweigen; denn es ist eine böse Zeit.“.

Oft denke ich daran, was überhaupt noch zu sagen wäre und ob in meinen zahlreichen Briefen an Euch noch etwas fehlt. In diesem Abwägen treibt mich bei aller Empörung über die existierende Realität mein Wunsch, dass es doch noch gelingen könnte, die schreckliche Blindheit vieler Menschen in Deutschland zu heilen – wahrscheinlich eine unbescheidene und unrealisierbare Illusion – noch einmal zu schreiben.

Nach einer erschütternden militärischen Niederlage, die – geblendet durch vorübergehenden Erfolg – die schlimmsten Befürchtungen übertraf, setzte sich auch bei Großmächten in der Geschichte oftmals die Wahrheit und die Vernunft durch. Diese Lektion konnte Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg lernen. Es schien sogar so, dass Deutschland auch tatsächlich daraus gelernt hat. Nun kamen das unwahrscheinliche Wunder der Wiedervereinigung und der Übergang von der Bonner zu der Berliner Republik – und momentan scheint Deutschland wieder viel zu vergessen. „Brief zum jüdischen Neuen Jahr“ weiterlesen

Muhammad, wo bist du?

ES KLINGT wie ein Witz, aber es ist keiner.

Am Vorabend des jüdischen Neujahrfestes vor einem Monat veröffentlichte das Statistikamt der Regierung eine Reihe interessanter Punkte über die Bevölkerung des Staates. Es sollte ein Geschenk für die Bürger sein. Die Bevölkerung wächst, sie wird reicher und ist zufrieden.

Einer der Punkte führt die beliebtesten Namen auf, die den Neugeborenen im letzten Jahr gegeben worden sind.

Als die Statistiker die Ergebnisse sahen, waren sie verblüfft. Es stellte sich heraus, dass der Name, der den ersten Platz auf der Liste belegte, Muhammad war.

Muhammad? Der beliebteste Name im jüdischen Staat? „Muhammad, wo bist du?“ weiterlesen

Der widerwillige Prophet

Am letzten Montag wurde ich für mein „Lebenswerk“ mit dem Leibowitz-Preis ausgezeichnet.

Der Preis war von der Yesh Gvul-Friedenssoldaten-Organisation initiiert. Ich war nicht in der Lage, eine Rede vorzubereiten. Also sprach ich frei und muss nun meine Bemerkungen aus dem Stegreif rekonstruieren. (die Laudatio der Nobelpreisträgerin Prof. Ada Yonat war viel zu viel des Lobs, um sie zu verbreiten).

Zuerst möchte ich Yesh Gvul danken, dass es diesen Preis geschaffen hat. „Der widerwillige Prophet“ weiterlesen

A Crazy Prophet

“WHY DON’T the masses stream to the square here, too, and throw Bibi out?” my taxi driver exclaimed when we were passing Rabin Square. The wide expanse was almost empty, with only a few mothers and their children enjoying the mild winter sun.

The masses will not stream to the square, and Binyamin Netanyahu can be thrown out only through the ballot box. „A Crazy Prophet“ weiterlesen