TOD FREI!

Vom real existierenden Surrealismus als höchste Form eines irrealen Sozialismus am Beispiel der Editionen Caligo und Braegen

Vor ihrer Verschriftung war Dichtung Gesang. Auf die Ost-Berliner Punkband The Leistungsleichen ange­wendet, traf diese Erkenntnis mit der offenkundigen Einschränkung zu, daß weder Dichtung noch Gesang zu ihrem Repert­oire zählten. Die strophenlosen Texte reihten mantrenhafte Nihilismen aneinan­der und ihr Her­ausgekläffe setzte sich kaum dem Verdacht aus, man könne etwa singen. Immer­hin sprachen die Texte für einen Ausdrucks­zwang, mit Dichtung aller­dings verband sie soviel wie die Proklamation eines ewigen Neins mit Poesie verbun­den sein kann. Als Ausrufer die­ser Band schien es mir entbehrlich, meine Schlag­zeilen auf­zuschreiben, und so mar­kierte das Ungeschriebene den Be­ginn meines Schrei­bens. … und ein Brief Ro­nald Lippoks. „TOD FREI!“ weiterlesen

Tanz den Kommunismus: Modesubkultur in Ostberlin

Wenn man von der Mode-Subkultur der 80er Jahre in Ostberlin spricht, so kann man diese Szene nicht kontextlos betrachten.

Die Genres im Ostberliner Offground lösten sich ineinander auf und die Wildwechsel ihre Vertreter kreuzten sich ständig. Die frühe Punkszene tollte etwa durch die Ateliers von Malern und durch die Wohnungen von Lyrikern, da sie aus dem öffentlichen Raum massiv verdrängt wurde. „Tanz den Kommunismus: Modesubkultur in Ostberlin“ weiterlesen

punk is dead!

Radio Utopie veröffentlicht in einer Artikelserie mit dessen freundlicher Genehmigung Texte des Ostberliner Künstlers Henryk Gericke. Der folgende Text ist Auszug aus dem im Verlag „Neues Leben“ erschienenen Buch „Leck mich am Leben – Punk im Osten“ (Herausgeber: Frank Willmann). Der Autor war seinerzeit in der Punkbewegung der D.D.R. aktiv und betreibt heute die Staatsgalerie Prenzlauer Berg.

2010 nahm die Anarchopunk-Legende CRASS mit einem Comeback Abschied. Die Band eröffnete ihr letztes Konzert mit einem Klassiker, der als Vermächtnis in den Festsaal Kreuzberg krachte. Die Botschaft kam an, aber nicht rüber, denn die versammelte Punkgemeinde skandierte pogend den Refrain – „punk! is! dead!“. Dem Genre Punk ist die Auflösung seines radikalen Anspruchs von der Stunde Null an eingeschrieben. Seine bald vierzigjährige Wirkungsgeschichte besteht dann auch eher in der Schaffung einer Punk-Idylle, die sich selbst ein „punks not dead“ ins zerfledderte Stammbuch schrieb. Das klingt wenig einleuchtend, wenn man sich die Gespenster vor den Supermärkten vergegenwärtigt, Penner, die mit Punk nur das P gemein haben. „punk is dead!“ weiterlesen