Brief zum jüdischen Neuen Jahr

Liebe Freundinnen und Freunde,

ich habe sehr mit mir gerungen, ob ich noch einen Brief zum jüdischen Neuen Jahr schreibe. Mehr und mehr bestätigt sich der Spruch des Propheten Amos 5,5.13 „Darum muss der Kluge zu dieser Zeit schweigen; denn es ist eine böse Zeit.“.

Oft denke ich daran, was überhaupt noch zu sagen wäre und ob in meinen zahlreichen Briefen an Euch noch etwas fehlt. In diesem Abwägen treibt mich bei aller Empörung über die existierende Realität mein Wunsch, dass es doch noch gelingen könnte, die schreckliche Blindheit vieler Menschen in Deutschland zu heilen – wahrscheinlich eine unbescheidene und unrealisierbare Illusion – noch einmal zu schreiben.

Nach einer erschütternden militärischen Niederlage, die – geblendet durch vorübergehenden Erfolg – die schlimmsten Befürchtungen übertraf, setzte sich auch bei Großmächten in der Geschichte oftmals die Wahrheit und die Vernunft durch. Diese Lektion konnte Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg lernen. Es schien sogar so, dass Deutschland auch tatsächlich daraus gelernt hat. Nun kamen das unwahrscheinliche Wunder der Wiedervereinigung und der Übergang von der Bonner zu der Berliner Republik – und momentan scheint Deutschland wieder viel zu vergessen. „Brief zum jüdischen Neuen Jahr“ weiterlesen

Reuven Moskovitz: Pfingstbrief 8. Juni 2014

Zur Heimat erkor ich mir die Liebe – Masha Kaléko

Liebe Freundinnen und Freunde,

Ich schicke diesen Brief zwischen jüdischem und christlichem Pfingsten an meine jetzigen und vielleicht künftigen Freunde. Dieses kurze Begleitschreiben zu meinem Brief, den ich 1989 schrieb, kann leider nicht den Optimismus, die Zuversicht und die Hoffnung von damals wiederholen. Vor etwa 40 Jahren habe ich es gewagt, den Satz zu schreiben „Es gibt ein Deutschland, das ich liebe“.

Ich bin nach zwei schrecklichen Kriegen im Heiligen Land, 1967 und 1973, nach Deutschland mit der festen Überzeugung gekommen, dass hauptsächlich Deutschland – nach dem Kniefall von Willy Brandt und nach dem Aufschrei der Achtundsechziger „Nie wieder Krieg!“ – die Speerspitze für die Bemühungen im Heiligen Land Frieden zu schaffen, werden kann und muss. „Reuven Moskovitz: Pfingstbrief 8. Juni 2014“ weiterlesen