Die unheilige Stadt

IN DIESER SITUATION brauchte es nur einen Funken, um die Stadt in Brand zu setzen. Der wurde von den rechtsgerichteten Demagogen in der Knesset geliefert. Sie wetteiferten um Aufmerksamkeit und Popularität und unternahmen deshalb einer nach dem anderen einen Besuch des Tempelberges. Jeder dieser Besuche entfesselte einen Sturm. Dazu kam der offenkundige Wunsch gewisser religiöser und rechtsgerichteter Fanatiker, den Dritten Tempel an dem Ort der heiligen -Moschee und des goldenen Felsendoms zu errichten, und das genügte, um bei den Palästinensern den Glauben zu erwecken, ihre heiligen Stätten seien tatsächlich in Gefahr.

Ludwigsburger Kreiszeitung: Interview mit Prof. Izzeldin Abuelaish

Politiker fallen nicht am Fallschirm vom Himmel. Sie kommen aus unserer Mitte, wir haben sie gewählt. Wir sollten nicht die Politiker beschuldigen, sondern uns dafür die Schuld geben, dass wir die falschen Politiker gewählt haben. Sie schulden uns Rechenschaft. Wir brauchen Politiker, die den Menschen dienen und ihre Repräsentanten sind. Das heißt aber auch, dass wir ihnen ihre Agenda vorgeben müssen, dass sie wissen müssen, dass wir sie hinauswerfen werden, wenn sie ihre Arbeit nicht anständig machen.

Das große Dilemma

Die Erfahrung lehrt, dass solche Teilungen fast immer mit Massenvertreibungen und Massakern verbunden sind, da jede Gemeinschaft versucht, ihren Erwerb ethnisch „rein“ zu machen. Indien-Pakistan, Israel-Palästina, Bosnien, Kosovo, um nur einige herausragende Beispiele zu nennen. Der syrische Staat kann in jeweils religiöse und nationale Gemeinschaften auseinanderbrechen, die für sich einen eigenen Ministaat bilden. Die Sunniten. Die Alawiten. Die Kurden. Die Drusen.

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