Die große Verschwörung

IM HERBST 1948 wurde ich nach etwa acht Monaten ununterbrochenen Kämpfens in den stolzen Rang eines Korporals befördert. Nachdem ich an einem Crash-Kurs für Truppführer teilgenommen hatte, durfte ich mir meine neuen Soldaten – entweder Neueinwanderer aus Polen oder aus Marokko – auswählen.

(Alle wollten Bulgaren, aber die Bulgaren waren schon vergeben. Sie waren als ausgezeichnete, disziplinierte und stoische Kämpfer bekannt.)

Ich wählte die Marokkaner. Ich bekam auch zwei Tunesier und fünf Türken, insgesamt 15 Mann. Alle waren gerade auf einem Schiff ins Land gekommen und fast keiner von ihnen sprach Hebräisch. Wie sollte man ihnen dann wohl erklären, dass eine Handgranate hoch fliegt und dann in einem scharfen Winkel wieder runterkommt? „Die große Verschwörung“ weiterlesen

Die Kissinger-Story

ICH SCHREIBE dieses (Gott möge mir verzeihen) am Jom Kippur.

Genau vor 43 Jahren, in eben diesem Augenblick, gingen die Sirenen.

Wir saßen im Wohnzimmer, von dem aus man auf eine von Tel Avivs Hauptstraßen hinuntersieht. Die Stadt war vollkommen still. Keine Autos. Überhaupt kein Verkehr. Ein paar Kinder fuhren auf ihren Fahrrädern umher. Das war am Jom Kippur, dem heiligsten Tag im Judentum, erlaubt. Damals wie heute.

Meine Frau Rachel und unser Gast Professor Hans Kreitler waren ins Gespräch vertieft. Der Professor war ein bekannter Psychologe und wohnte in der Nähe, deshalb konnte er zu Fuß kommen.

Und dann wurde die Stille von einer Sirene zerrissen. Einen Augenblick lang dachten wir, es wäre ein Irrtum, aber dann stimmten eine weitere und noch eine weitere Sirene ein. Wir traten ans Fenster und sahen einen Aufruhr. Die Straße, die noch ein paar Minuten zuvor vollkommen leer gewesen war, begann sich mit Militär- und zivilen Fahrzeugen zu füllen.

Und dann ging das Radio an, das wegen Jom Kippur geschwiegen hatte: Krieg war ausgebrochen. „Die Kissinger-Story“ weiterlesen

Grenzenloser Hass

EIN PALÄSTINENSISCHER Jugendlicher bricht in eine Siedlung ein, geht in das nächstbeste Haus, ersticht ein 13jähriges Mädchen im Schlaf und wird getötet.

Drei Israelis entführen einen zufällig aufgegriffenen 12jährigen Palästinenser, bringen ihn auf ein offenes Feld und verbrennen ihn bei lebendigem Leibe.

Zwei Palästinenser aus einer kleinen Stadt bei Hebron betreten Israel illegal, trinken im Vergnügungsviertel von Tel Aviv Kaffee und erschießen dann alle um sich herum, bis sie ergriffen werden. Sie werden zu Nationalhelden.

Ein israelischer Soldat sieht einen schwer verwundeten palästinensischen Angreifer auf dem Boden liegen, geht zu ihm und schießt ihm aus nächster Nähe in den Kopf. Die meisten Israelis spenden ihm Beifall.

Das sind nicht einmal in einem Guerilla-Krieg „normale“ Aktionen. Sie sind Ausdruck bodenlosen Hasses, eines Hasses, der so furchtbar ist, dass er alle Normen der Menschlichkeit überschreitet. „Grenzenloser Hass“ weiterlesen

Wiederkunft?

PLÖTZLICH erscheint ein vertrautes, schon fast vergessenes Gesicht auf dem Fernseh-Bildschirm. Nun gut, nicht ganz vertraut, weil es jetzt einen markanten schwarzen Bart trägt. (Wenn ich er wäre, würde ich ihn schnell abrasieren.) Ja, da war er. Der ehemalige Stabschef und ehemalige Ministerpräsident Ehud Barak.

Barak in neuem Format. Aggressiv. Geradeheraus. Er verurteilt Benjamin Netanjahu mit deutlichen Worten. Er wiederholt fast Wort für Wort meine Warnung, dass Netanjahu den Verstand verloren habe. Er sagt, dass Netanjahu „aus den Fugen geraten ist“, und dass es jetzt „Zeichen von Faschismus“ in Israel gebe.

Das ganze Land erwachte und horchte auf. Barak ist zurück? Endlich ein Mann, der vielleicht Netanjahu besiegen könnte? „Wiederkunft?“ weiterlesen

Kollektive Bestrafung: Israel riegelt West Bank ab, verhängt Reisesperren gegen Palästinenser

83.000 Reisebewilligungen nach Schießerei in Tel Aviv widerrufen

Hunderte von zusätzlichen israelischen Soldaten drangen heute in die besetzte West Bank ein und es wurde verlautbart, dass die besetzte West Bank und der Gazastreifen bis Montag total abgeriegelt bleiben sollen. Die palästinensische Stadt Yatta in der Nähe von Hebron wurde umstellt und zur „militärischen Zone“ erklärt, in die niemand hinein und aus der niemand hinaus darf.

Das war erst der Beginn einer harten brutalen Maßregelung aller Palästinenser, die nach der Schießerei gestern in Tel Aviv verhängt wird, zu der auch die sofortige und unwiderrufliche Aufhebung der zum Ramadan ausgestellten Reisegenehmigungen für 83.000 Palästinenser gehört. „Kollektive Bestrafung: Israel riegelt West Bank ab, verhängt Reisesperren gegen Palästinenser“ weiterlesen

Universität Tel Aviv widerruft Verbot der arabischen Sprache am Callcenter

Alaa Haj Yahia Nachdem die Studentin Alaa Haj Yahia ihren Dienst im Callcenter quittierte, können Anrufer wieder in ihrer Muttersprache kommunizieren, sofern am anderen Ende der Leitung arabisch sprechende Mitarbeiter das Gespräch annehmen.

Im Dezember 2015 schickte ein Betreuer des Informationszentrums der Universität Tel Aviv eine Email an alle Mitarbeiter, eingehende in arabischer Sprache verfassten telefonischen und schriftlichen Anfragen von Studierenden und potentiellen Interessenten nur in hebräisch entgegenzunehmen und zu beantworten. Die weithin verbreitete englische Sprache blieb davon unberührt.

An der Uni studieren bis zu fünfzehn Prozent Menschen arabischer Herkunft aus dem In- und Ausland; und in Israel selbst leben zwanzig Prozent Araber, die seit Jahrzehnten diskriminiert werden.

Eine Universität ist ein weltoffenes Tor und als hochqualifizierte Bildungseinrichtung ein Aushängeschild eines Staates. Das Informationszentrum ist oft die erste Anlaufstelle und bedeutend für den Auftritt der Uni. Zudem beantwortet es Fragen der schon eingetragenen Studierenden zu finanziellen und organisatorischen Belangen.

Israel schickt Legionen an Personen als Vertreter eines demokratisch orientierten Staates durch die Welt und durch die sozialen Netzwerke im Internet, um die Boykott-Aufrufe gegen das Land als rassistisch anzuprangern und seine Politik zu verteidigen („Israel: Die Internet-Armee der Regierung am Interdisziplinären Zentrum Herzliya„). „Universität Tel Aviv widerruft Verbot der arabischen Sprache am Callcenter“ weiterlesen

Verteidigungs-Pakt zwischen Griechenland und Israel nach u.s.-amerikanischem Vorbild

Israels Verteidigungsministerium setzt sich weiter in Europa fest – Griechenland als internationale Drehscheibe des militärisch-geheimdienstlichen Apparates wird ausgebaut.

Am 19.Juli 2015 unterzeichneten Panos Kammenos und Moshe Ya‘alon, die Verteidigungsminister von Griechenland und Israel, in Tel-Aviv einen Verteidigungs-Kooperationsvertrag, den sogenannten Status of Forces Accord (SOFA).

Als Vorsitzender der Partei Anexartiti Ellines (ANEL), dem Koalitätspartner der griechischen Regierung, wurde damit von Kammenos ein militärisches Bündnis und eine langjährige enge Zusammenarbeit zwischen Griechenland und Israel offen zementiert und darüber hinaus erweitert. „Verteidigungs-Pakt zwischen Griechenland und Israel nach u.s.-amerikanischem Vorbild“ weiterlesen

Die Nakba, wie sie wirklich war

VOR DREI WOCHEN war der Nakba-Tag – der Tag, an dem Palästinenser innerhalb und außerhalb Israels ihrer „Katastrophe“ gedenken, des Exodus von mehr als der Hälfte des palästinensischen Volkes aus den Gebieten, die Israel im 1948er Krieg besetzte.

Jede der beiden Seiten hat ihre eigene Version dieses folgenschweren Ereignisses.

Nach der arabischen Version kamen die Juden aus dem Nichts, griffen ein friedliebendes Volk an und vertrieben die Menschen von ihrem Land.

Nach der zionistischen Version hatten die Juden den Kompromissplan der Vereinten Nationen angenommen, die Araber jedoch hatten ihn abgelehnt und begannen einen blutigen Krieg. Während des Krieges wurden sie von den arabischen Staaten überzeugt, sie sollten ihre Häuser verlassen, um dann mit den siegreichen arabischen Armeen dorthin zurückzukehren. „Die Nakba, wie sie wirklich war“ weiterlesen

Gezielter Einsatz von Splittergranaten durch israelische Armee gegen Blauhelm-Truppen im Libanon

Spanischer Militärbericht: Israel tötete im Januar 2015 bewusst Soldat der U.N.I.F.I.L.

Am 28.Januar 2015 wurde der spanische Gefreite Javier Soria Toledo, der im Libanon als Blauhelm-Soldat der Organisation der Vereinten Nationen im Rahmen der Mission United Nations Interim Force in Lebanon (U.N.I.F.I.L.) diente, durch die israelische Armee fünfhundert Meter von dem U.N.-Posten entfernt getötet.

Der Tod wurde nicht versehentlich herbei geführt, weil sich der Mann am falschen Ort zur falschen Zeit aufhielt. Die spanische Zeitung El Pais veröffentlichte Ergebnisse der Untersuchung, die von der spanischen Armee durchgeführt wurde. Die Aussagen der Augenzeugen sind unglaublich. „Gezielter Einsatz von Splittergranaten durch israelische Armee gegen Blauhelm-Truppen im Libanon“ weiterlesen

Regimetreue in Israel: „Eine Nation, ein Land, ein Führer“

Plakat von rechten Contras auf dem Rabin Platz - Eine Nation, ein Land, ein Führer 09_08_2014 03
Tel Aviv, 9. August 2014: Plakate von rechten Gegendemonstranten auf dem Rabin Platz: „Eine Nation, ein Land, ein Führer“

Israel, Tel Aviv: Linke Dissidenten demonstrieren trotz Verbot des Militärs auf dem Rabin Platz gegen Gaza-Krieg, Besatzung und Faschismus. Dabei laufen wieder einmal zionistische Regimetreue als Gegendemonstranten auf.

Wie berichtet, verbot gestern das Heimatfrontkommando des Jerusalemer Regimes eine Demonstration gegen seinen Gaza-Krieg, die von Meretz und Hadash angemeldet worden war. Grund für das Demonstrationsverbot: es drohten mehr als 1000 Menschen zur Demonstration zu kommen. „Regimetreue in Israel: „Eine Nation, ein Land, ein Führer““ weiterlesen