Ticker und Überblick zum Castor Transport
Eine Chronologie der Ereignisse während des Castor-Transportes ins Zwischenlager Gorleben im November 2010. Ticker ab Sonntag Mittag, 7.November, bis Dienstag, den 9.November.
Eine Auflistung der öffentlich zugänglichen Quellen:
“Radio Freies Wendland”: Zur Zeit beste die Quelle für neueste Informationen, gerade aus den Wäldern des Wendlands. Hier der Livestream. Sendet auf der Infrastruktur von Radio Zusa.de .
castorticker.de: Aktuelle Informationen im Textformat, guter Überblick. Highlight: die aktuellen Stationen des Castor-Transportes mit Uhrzeit oder mit Landkarte.
Wendland-net.de bietet eine sehr gute detaillierte Landkarte, wo die letzten Kilometer des Castor-Transports auf Schiene und Straße mit Brennpunkten des Geschehens genau verfolgt werden kann.
Castor2010.de. Zentrale Webseite der Atomkraftgegner.
Abschalten.tv mit Volksreporter IAM999 sendet nur unregelmäßig und kurz live TV.
Sonntag, 7. November
12.30 Uhr:
Der Castor-Transport hat Celle um 12.14 Uhr passiert. Eine Trecker-Blockade in Splietau ist durch die Polizei aufgelöst worden.
Im Wendland kam es überall zu Blockade-Versuchen, die durch die Polizei unter Einsatz von Schlagstöcken, Gas und Pfefferspray aufgelöst bzw verhindert wurden. Die Reporter der Informationsindustrie wurden durch die Polizei aufgefordert sich im Wendland nur „eingebettet“, also mit Polizei-Truppen zu bewegen, da ansonsten nicht für ihre Sicherheit garantiert werden könne.
Drei Menschen haben sich zwischen Eschede und Unterlüß bei Dalle / Lohe an den Gleisen angekettet. Vor Ort sind zur Zeit laut Augenzeugenberichten ca. 10 Polizisten ohne technische Einheiten. Der Castor-Transport ist noch einige Kilometer entfernt.
12.40 Uhr
Die Bettenbörse in Dannenberg hat für Reisende ins Wendland noch viele freie Plätze. Telefon: 05861/800 76 22. Auf der Bahnstrecke nach Dannenberg blockieren bei Tollendorf / Harlingen / Posade über 1000 Menschen die Schienen.
13 Uhr
Aus den Fernseh-Berichten der Informationsindustrie und Staatssender ergibt sich folgendes Bild: Aktivisten und Atomkraftgegner stürmen im Wendland an mehreren Stellen mit großer Entschlossenheit die Schienen und versuchen diese zu blockieren und zu entschottern. Die Polizei weiß sich nicht anders zu behelfen, als dies durch massiven Gewalteinsatz mit Schlagstöcken bzw Tonfas, Pfefferspray, Gas und Wasserwerfer zu verhindern und entsprechende Propaganda in die Welt zu setzen um dies zu rechtfertigen. Bilder von einem Räumpanzer wurden veröffentlicht, der (angeblich allein und verlassen herumstehend) von Unbekannten mit brennender Flüssigkeit übergossen worden sei.
Es gibt zahlreiche Verletzte unter den Demonstranten, Knochenbrüche, etc.
13.10 Uhr
Die drei bei Dalle / Lohe an den Gleisen angeketteten Aktivisten haben den Castor-Transport zum Stehen gebracht. Der Zug mit dem hochradioaktiven Atommüll steht ca. 200 Meter vor der Schienenblockade. Diese befindet sich ca. 25 Kilometer Bahnstrecke entfernt vom nächsten geplanten Durchfahrtsort des Castor-Transports, Uelzen.
13.30 Uhr
Die Polizei beginnt damit, die drei bei Dalle angeketten Aktivisten von den Schienen loszuschneiden.
13. 35 Uhr
Bauern haben bei Göhrde mit Treckern auf der A 216 eine Strassenblockade erichtet.
13.40 Uhr
Nach Augenzeugenberichten ist bei der Schienenblockade in der Region Dalle eine neue Blockade der Schienenstrecke errichtet worden.
13.50 Uhr
Zur Zeit sind drei Trecker-Blockaden errichtet: wie berichtet bei Göhrde (15 Trecker), bei Tangsehl (15 Trecker) und Streetz (15 Trecker). Bei der Sitzblockade bei Tollendorf / Harlingen / Posade mit über 1000 Menschen bei 187.3 Km Schienenstrecke nach Dannenberg, ist eine Hundertschaft der Polizei mit Hundestaffel eingetroffen.
13.55 Uhr
Entgegen zeitweiligen Berichten steht der Castor-Transport immer noch vor der Schienenblockade bei Dalle. Von den drei im Gleisbett angeketteten Menschen konnten erst zwei von der Polizei entfernt worden.
14.25 Uhr
Nach Augenzeugen berichten ist es 1500 Atomkraftgegnern gelungen die Schienenstrecke Richtung Dannenberg teilweise zu entschottern, u.a. in der Nähe von Grünenhagen.
Auf der Schienenstrecke Bahnstrecke Lüneburg–Dannenberg ruht während der Transporte von Atommüll ins Zwischenlager Gorleben der gesamte Personennahverkehr. Die Strecke wird dann ausschließlich durch den Castor-Transport benutzt.
14.27 Uhr
Laut Augenzeugenberichten spielt sich bei der Schienenblockade bei Dalle folgende, unglaubliche Szene ab: der Castor-Transport passiert im Abstand von einem Meter den immer noch ans Gleisbett angeketteten letzten der drei Aktivisten – eine mindestens gesundheitsgefährdende, wenn nicht lebensgefährdende Maßnahme. Wer diese angeordnet hat, wird sich noch heraus stellen.
Der Castor-Transport ist nun unterwegs ins ca.25 Km Bahnstrecke entfernten Uelzen.
14.55 Uhr
An der Sitzblockade bei Tollendorf / Harlingen / Posade bei 187.3 Km Schienenstrecke nach Dannenberg beteiligen sich mittlerweile über 2000 Menschen. Laut Auskunft von Jens Magerl, Pressesprecher der Aktion WiderSetzen, gegenüber Radio Utopie handelt es sich bei der über zwei Kilometer langen Sitzblockade um die längste Schienenblockade, die es in der Geschichte des Widerstands im Wendland gegen das Zwischenlager Gorleben je gegeben hat. Die Stimmung, so Magerl, sei hervorragend. Die Polizei halte sich z.Z. zurück, es sei weiterhin möglich sich an der Sitzblockade zu beteiligen.
15.04 Uhr
Der Castor-Transport passiert erst jetzt Suderburg.
15.07 Uhr
Der Castor-Transport passiert Klein Süstedt.
15.10 Uhr
Auf dem Bahnhof in Uelzen stehen Menschen aus der Region zahlreich auf den Bahnsteigen. Noch ist nicht sicher, auf welchem Gleis der Castor den Bahnhof passieren wird.
Die nächsten Stationen des Castors sind Uelzen und dann Lüneburg. Dann biegt der Castor-Transport auf die letzte Schienenstrecke nach Dannenberg ab. Dort soll der Atommüll-Transport auf dem Verladebahnhof auf Tieflader umgeladen werden und die letzte Strecke ins Zwischenlager Gorleben auf der Straße passieren.
15.13 Uhr
Der Castor-Transport passiert den Bahnhof von Uelzen.
15.17 Uhr
Der Castor passiert Emmendorf.
15.20 Uhr
Augenzeugen berichten von massivem Einsatz von CS-Tränengas-Granaten durch die Polizei in den Wäldern des Wendlands.
15.21 Uhr
Der Castor passiert Klein Bünstorf.
15.37 Uhr
Der Castor-Transport fährt durch Bienenbüttel.
An der Sitzblockade bei Tollendorf / Harlingen / Posade bei 187.3 Km der Bahnstrecke von Lüneburg nach Dannenberg beteiligen sich mittlerweile über 5000 Menschen.
15.46 Uhr
Der Castor erreicht Lüneburg. Offenbar fährt der Gefahrengut-Transport viel zu schnell. Augenzeugen berichten von ca. 60 Kmh innerhalb Lüneburgs. Der Castor-Transport hat zu diesem Zeitpunkt 11 Stunden und 20 Minuten Verspätung.
Nun muss der Castor-Transport mit dem voran fahrenden Sicherungs-Zug die eingleisige 54 Kilometer lange Bahnstrecke nach Dannenberg. Laut Fernsehberichten wird dazu vor den eigentlichen Castor-Transport ein mit Polizei besetzter Personenzug geschickt, der den Transport des Atommülls absichern soll. Die direkt auf dem Castor-Transport eingesetzten Polizei-Einheiten werden ausgetauscht.
16.30 Uhr
Castor-Transport und Sicherungs-Zug rangieren auf den Lüneburger Bahnhofsgelände.
16.50 Uhr
Radio Freies Wendland, ansonsten vorbildlich, geht angesichts des stockenden Castor-Transportes offensichtlich das Thema aus. Stattdessen gibt es ätzende Selbstgespräche von zwei Veganern, die sich gegenseitig Tipps zum Grasen geben und am alternativen Energieversorger Lichtblick herummäkeln. Man könne nicht ausschliessen, dass dort brennbares Gas durch Massentierhaltung verwendet werde. Mann…
17.05 Uhr
Laut dem Industrie-Sender n.tv hat sich der Castor-Transport nun von Lüneburg nach Dannenberg in Bewegung gesetzt.
17.07 Uhr
Quellen aus dem Widerstand bestätigen: der Castor-Transport verlässt Lüneburg und fährt auf die eingleisige Bahnstrecke Richtung Dannenberg.
17.38 Uhr
Der Castor-Transport durchquert Wendisch Evern.
17.39 Uhr
An der Sitzblockade bei Tollendorf / Harlingen / Posade bei 187.3 Km der Bahnstrecke von Lüneburg nach Dannenberg kommt es zu den ersten Räumungsaufforderungen durch die Polizei. Diese gruppiert sich offensichtlich um und zieht Kräfte vor Ort ab.
18.10 Uhr
Der Castor durchquert Vastorf, der Sicherungs-Zug immer vorneweg.
18.42 Uhr
Der Castor-Zug fährt durch Bavendorf. Aber bei Dumstorf bringen 70 Menschen durch eine Schienenblockade den Atommüll-Transport zum Stehen. Währenddessen behindern Bauern mit rund 15 Treckern die Bewegungen der Polizeikräfte durch eine Blockade der Bundestraße 191 an der Kreuzung zu Pudripp.
Hier mal ein Video über die in der Informationsindustrie so gern kolportierten „gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei“. Es spielen sich immer die gleichen Szenen ab: Atomkraftgegner, Dissidenten und Aktivisten versuchen die Gleise zu erreichen um den Schotter zu entfernen, die Gleise zu blockieren und den Atomtransport aufzuhalten. Die Polizei schlägt derweil mit aller Gewalt auf die Menschen ein.
Beeindruckend dabei ist die Moral, die Entschlossenheit und die Opferbereitschaft der Staatsbürger, die sich für ihren Staat und gegen die brutale, fremdgesteuerte Staatsgewalt einer gekauften Exekutive einsetzen.
Die Bilder sind von Graswurzel.TV.
Wie berichtet, haben im Laufe des Nachmittags drei Aktivisten bei Dalle den Castor-Transport über Stunden zum Stehen gebracht, indem sie sich an die Schienen gekettet haben. Insgesamt acht Personen wurden anschließend durch die Polizei festgenommen und in die Gefangenensammelstelle in Lüneburg in der Konrad-Zuse-Allee gebracht. Drei Personen – offensichtlich die Aktivisten, die sich an die Gleise gekettet haben – wurden einem Haftrichter vorgeführt, die anderen Personen erkennungsdienstlich behandelt.
19.55 Uhr
Bei Tollendorf / Harlingen / Posade bei 187.3 Km der Bahnstrecke von Lüneburg nach Dannenberg sind laut Auskunft des Pressesprechers der Aktion WiderSetzen, Jens Magerl, gegenüber Radio Utopie nach wie vor Tausende von Menschen in einer zwei Kilometer langen Sitzblockade auf den Schienen. Jens Magerl wörtlich:
„Wir sind entschlossen hier zu bleiben.“
19.45 Uhr
Der Castor trifft in Dahlenburg-Lemgrade ein.
19.51 Uhr
Die Bundestraßen die ins Wendland führen, die B191, B216 und B248, sind durch Trecker-Blockaden unpassierbar.
20.30 Uhr
Der Castor-Zug steht im Bahnhof Dahlenburg und wird mit Nato-Draht gesichert. Es scheint ein längerer Aufenthalt zu werden.
Das bedeutet schon jetzt einen großen politischen Sieg für den Widerstand im Wendland gegen das Zwischenlager Gorleben.
22.15 Uhr
Der Castor klebt immer noch fest in Dahlenburg. Dort steht er 10 Meter entfernt vom Fenster einer Anwohnerin.
22.45 Uhr
Laut Fernsehberichten haben beide Polizeigewerkschaften, GdP und DPolG, gegenüber der Presse verlautbart, dass ihre Einsatzkräfte am Ende ihrer Kräfte sind und dass der Castor-Transport bis morgen früh vor Ort in Dahlenburg halten muss. Morgen um 9 Uhr früh soll eine Einsatzbesprechung erfolgen. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus.
Demgegenüber berichten Anwohner, dass größere Polizei-Kräfte mit Wasserwerfern in Richtung Hitzacker unterwegs sind. Das deutet auf eine bevorstehende Räumung der Schienenblockade bei Harlingen hin.
22.50 Uhr
Wie bekannt wird, wurde während des Castor-Transport auch bewaffnete ausländische Polizei eingesetzt. Zwei von einander unabhängige Quellen berichteten Radio Freies Wendland von einem bewaffneten französischen Polizisten. Des Weiteren sprechen die Berichte von mindestens einem polnischen und einem kroatischen Polizisten.
Rein theoretisch gibt es für solche Einsätze eine legale Ermächtigung. Am 19.Juni 2009 traf dafür das Berliner Bundesparlament, unter Stillschweigen sämtlicher Parteien sowie der etablierten Presse, eine ganze Reihe umfangreicher Beschlüsse zum weiterem Abbau unserer staatlichen Souveränität, faktischen Ausserkraftsetzung der Gewaltenteilung, Missachtung der Verfassung, Implementierung von EU-Vollmachten, sowie einer forcierterten Durchleuchtung der Bevölkerung. U.a. wurden Polizeieinheiten aus EU-Staaten in Deutschland der Status einer “Hilfspolizei” unter Oberbefehl des Bundesinnenministeriums, sowie der Schusswaffengebrauch auf deutschem Boden erlaubt. (Bundestag: Polizei aus EU-Staaten soll Schusswaffengebrauch in Deutschland erlaubt werden, 15. Juni 2009)
Der entsprechende Passus im Gesetzentwurf (Drucksache 16/12585) der damaligen Bundesregierung aus SPD, CDU und CSU :
“Vollzugsbeamte anderer Mitgliedstaaten der Europäischen Union können im Einvernehmen mit den zuständigen Stellen des anderen Staates nach Maßgabe der für die Bestellung von Hilfspolizeibeamten geltenden Vorschriften des § 63 Abs. 2 bis 4 mit Aufgaben des Vollzugsdienstes in der Bundespolizei betraut werden. Beteiligen sich Vollzugsbeamte anderer Mitgliedstaaten der Europäischen Union an Formen der Zusammenarbeit im Rahmen der Artikel 17 bis 18 des Beschlusses des Rates 2008/615/JI vom 23. Juni 2008 (ABl. L 210 vom 6. August 2008 S. 1), gilt unter den Voraussetzungen des Artikels 19 Abs. 2 Satz 2 dieses Beschlusses in Bezug auf die Anwendung von Schusswaffen das Verbot der Anwendung unmittelbaren Zwangs nach § 63 Abs. 3 Satz 2 nicht.”
Damit wurde der am 23. Juni 2008 vom Rat der Europäischen Union angenommene Beschluss (Ratsbeschluss Prüm) in das deutsche Recht umgesetzt. Der EU-Rat folgte damals dem Beschluss der Justiz- und Innenminister der EU-Staaten vom 15. Februar 2007.
Der “Prümer Vertrag” erlaubt den Unterzeichnerstaaten praktisch den vollständigen Abbau der eigenen staatlichen Souveränität. In “dringenden Eilfällen” können bewaffnete Organe des einen Staates ohne weitere Genehmigung in anderen Unterzeichnerstaaten operieren und DNA-Daten, Fingerabdrücke und Verkehrskennzeichen der Bevölkerung tauschen. Ebenso können “weitere Formen der Zusammenarbeit” für “gemeinsame Polizeieinsätze, Nacheile, Hilfe bei Großereignissen, Katastrophen und schweren Unglücksfällen mit transnationalen Auswirkungen” und ganz allgemein “Zusammenarbeit auf Ersuchen” auf exekutiver Arbeitsebene beschlossen werden. Verfassungen, Parlamente und Justizbehörden der einzelnen Unterzeichnerstaaten werden so operativ umgangen.
Es bleibt abzuwarten, ob sich diesmal irgendeine etablierte (Partei-)Sau für die Affäre interessiert.
Montag, 8. November
00.36 Uhr
Die Polizei beginnt mit der Räumung der Sitzblockade bei Harlingen.
01.00 Uhr
Harlingen: da die Blockade aus etwa 5000 Menschen besteht und sich über mehrere Kilometer erstreckt, ist die Lage vor Ort unübersichtlich. An einigen Stellen in der Blockade bei Harlingen wird geräumt während es anderenorts ruhig und entspannt ist.
02.09 Uhr
Die Polizei verweigert Greenpeace eine Strahlenmessung direkt an den Castor-Behältern innerhalb der Ortschaft Dahlenburg, obwohl die Anwohner das verlangen. Das Innenministerium ist involviert. Der Castor-Zug steht nur 10 Meter entfernt vom Wohnzimmer einer Anwohnerin.
02.28 Uhr
Die in einem Polizei-Kessel festgesetzten Teilnehmer der Sitzblockade müssen stehen – unter freiem Himmel. Sie haben keine Decken oder heisse Getränke. Die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt.
03.20 Uhr
Die Polizei gibt in der improvisierten Gefangenensammelstelle Decken und Sitzkissen aus.
03.27 Uhr
Ein Seelsorger handelt aus, dass die Volxküche der Atomkraftgegner die in Polizei-Gewahrsam befindlichen Personen mit Nahrung versorgen darf.
03.30 Uhr
Es gibt die ersten Verletzten bei den Sitzblockierern während der Räumung der Blockade. Nach allgemeiner Einschätzung sind die eingesetzten Polizisten deutlich übermüdet und gehen zunehmend aggressiver vor.
Später wird öffentlich – einem Teilnehmer der friedlichen Sitzblockade ist die Schulter zertrümmert worden.
03.33 Uhr
Die Polizei hindert Greenpeace mit Gewalt am Betreten eines Privatgrundstückes von Bewohnern von Dahlenburg. Greenpeace wollte dort auf Aufforderung und Einladung der Inhaber des Grundstückes dort die Strahlung messen.
03.50 Uhr
Die Polizei muss nachgeben und läßt Greenpeace zu den Anwohnern auf deren Grundstück durch. Greenpeace untersucht nun dort die Strahlungswerte in unmittelbarer Nähe der seit Stunden innerhalb Dahlenburgs stehenden Castor-Behälter.
04.09 Uhr
Entgegen der Absprachen mit dem Seelsorger läßt die Polizei die Volxküche nicht zu den Personen „in Gewahrsam“.
04.44 Uhr
Die Polizei wendet „Schmerzgriffe“ bei Sitzblockierern an, um sie zum Aufgeben zu zwingen. Die Räumung dauert zu diesem Zeitpunkt bereits über vier Stunden. Immer noch sind Tausende auf den Gleisen.
05.10 Uhr
Ein neuer Einsatzleiter der Polizei übernimmt in Harlingen. In der improvisierten Gefangenensammelstelle werden nun Essen und Heissgetränke an die Festgesetzten ausgegeben.
05.43 Uhr
In der improvisierten Gefangenensammelstelle befinden sich nun – unter freiem Himmel – etwa 1500 Menschen. Immer noch sind Hunderte auf den Gleisen und halten die Sitzblockade aufrecht.
05.55 Uhr
Bei Harlingen wird ein Reperaturzug gesichtet.
06.24 Uhr
Aus Göhrde wird an der Abzweigung nach Himbergen eine Schlepperblockade gemeldet, aus Waddeweitz eine Trecker-Blockade.
06.44 Uhr
Für die Tausenden Festgesetzten bei Harlingen, die die ganze Nacht unter freiem Himmel ausgeharrt haben, fahren nun (beheizte) Gefangenen-Transporter vor, um sie in eine Gefangenensammelstelle nach Lüchow zu bringen.
06.50 Uhr
Die Sitzblockade auf der Gleisstrecke bei Harlingen mit mehreren Tausend Menschen ist geräumt – nach über sechs Stunden.
Die Teilnehmer der Aktion Widersetzen haben den Castor zum Stopp über die Nacht gezwungen.
Derweil haben auch direkt vor dem Zwischenlager Gorleben 1600 Menschen in einer Sitzblockade auf der Straße übernachtet. Organisator hier: die Aktion X-tausend mal quer.
07.07 Uhr
Auf den Schienen bei Harlingen steht nun der Reparaturzug, an der Stelle, wo zuvor Tausende von Menschen über 18 Stunden lang die Gleise besetzt haben.
Der Castor-Transport steht weiter in Dahlenburg, Ortsteil Seedorf – seit über 11 Stunden.
08.24 Uhr
Der Castor-Transport rollt wieder und bewegt sich nun weiter auf der Schienenstrecke Richtung Verladebahnhof Dannenberg. Dort sollen die Castoren-Behälter auf Tieflader umgeladen und das letzte Stück auf der Straße ins Zwischenlager Gorleben transportiert werden.
08.29 Uhr
Der Castor-Transport passiert die Bahnstrecke bei Süschendorf.
Treckerblockaden werden weiterhin auf Straßen und Kreuzungen bei Pudripp, in Göhrde am Jagschloß und am Kreisverkehr von Waddeweitz gemeldet.
08.37 Uhr
Der Castor passiert den Bahnhof von Göhrde.
08.41 Uhr
Auf der Bahnstrecke nach Dannenberg bei Bahnkilometer 190 in der Nähe von Grünhagen versuchen Atomkraftgegner die Gleise zu entschottern.
In Trebel wird durch die Anti-Atomkraft-Bewegung ein Motorsägekurs für 11 Uhr angekündigt. Die Ausrüstung muss mitgebracht werden.
08.55 Uhr
Ohne viel Federlesens brettert der Atommüll-Transport über die geschotterten Bahngleise bei Grünhagen. Kurz danach passiert er die Gefangenensammelstelle der Festgesetzten der Sitzblockade bei Harlingen.
09.07 Uhr
Die Trecker-Blockade bei Pudripp ist geräumt.
09.15 Uhr
Der Castor passiert Hitzacker und kurz danach die Seerauer Brücke.
09.22 Uhr
Der Castor-Transport passiert Pisselberg.
Die bei der Sitzblockade bei Harlingen Festgenommenen werden freigelassen. Dringender Aufruf diese aus der Gefangenensammelstelle abzuholen.
09.27 Uhr
Der Castor-Transport erreicht Dannenberg und nähert sich dem Verladebahnhof. Der Überwachungs-Hubschrauber ist im Sendestudio von Radio Freies Wendland hörbar.
10.00 Uhr
Allgemeines *uff* auf allen Seiten. Man macht Pause, der Atommüll-Transport steh vor dem Verladebahnhof in Dannenberg und wird demnächst umgeladen. Was hat die Anti-Atomkraft-Bewegung nun für ihre aktiven Kräfte parat, was Atomindustrie und Behörden nicht haben?
Ganz einfach: den Musenpalast. Auf einer Wiese in Laase (Privatgelände. Der Staat muss leider draußen bleiben.) direkt an der rund 20 Kilometer langen Straßenverbindung auf der L 256 zwischen Dannenberg und dem Zwischenlager Gorleben kann man auch in diesem Jahr im beheizten Zelt einen Kaffee schlürfen, Künstlern lauschen oder sich stressfrei in der Nähe bei Übernachtungs / Übertagungs-Möglichkeiten darnieder legen.
Für 10.30 Uhr wird eine Kundgebung nahe Splietau angekündigt. Splietau liegt südöstlich von Dannenberg an der L 256 Richtung Gorleben.
10.18 Uhr
Die staatlichen Behörden setzen das Militär im Wendland ein. Reporter der Informationsindustrie melden den Tiefflug von Flugzeugen der Bundeswehr über die Region um das Zwischenlager Gorleben.
Der Widerstand meldet: alle Festgesetzten der Sitzblockade von Harlingen sind mittlerweile aus der Gefangenensammelstelle freigelassen und abgeholt worden. Angemeldete Mahnwachen werden demnächst am Ortseingang Dannenberg und an der Biogasanlage abgehalten.
10.20 Uhr
In der Nähe der angemeldeten Kundgebung bei Splietau wird massiv Polizei zusammen gezogen. Auf der Kundgebung werden mehrere Djs zum Tanz auflegen, während der gesamten Zeit in der die Castoren-Behälter auf die Tieflader umgeladen werden.
11.00 Uhr
Der Beginn der Kundgebung bei Splietau ist auf 11.30 Uhr verlegt worden. Es wird von massiven Behinderungen der Teilnehmer durch die Polizei berichtet. Umfangreiche Strassensperren kontrollieren Autos, die sich auf der L 256 bewegen.
Die Teilnehmer der Sitzblockade von Aktion X-tausend mal quer direkt vor dem Zwischenlager Gorleben können zu Fuß aus Gorleben und Gedelitz erreicht bzw versorgt werden.
Der Betreiber des Zwischenlagers Gorleben, die BLG Brennelementlager Gorleben GmbH, hat gegenüber der Informationsindustrie die Verladezeit von 15 Stunden genannt. Solange soll es dauern, bis die Castoren-Behälter auf Tieflader umgeladen und bereit zum Transport über Straße sind. Ob dies nun aber tatsächlich bis Dienstag morgen um 02.00 Uhr früh dauert, oder etwa die Polizei im Dienste der Atomindustrie noch vor der Tagesschau um 20 Uhr versucht ihre Presse-Ehre zu retten, wird vor Ort durch die Aktivisten des Widerstands in der Region aufmerksam beobachtet werden.
11.18 Uhr
Die Räumung der Trecker-Blockade bei Göhrde hat begonnen.
11.25 Uhr
Und gucke da – die Verladung des ersten Castor-Behälters ist bereits abgeschlossen. Das sieht nach einem versuchten Durchmarsch aus. Von wegen 15 Stunden…
13 Uhr
Eine der wenigen Linken in der Linksfraktion des Bundestages, deren innenpolitische Sprecherin Ulla Jelpke, hat die Bundesregierung aus CDU, CSU und FDP für ihre Energiepolitik und die Durchführung des Castor-Transportes scharf angegriffen. Jelpke wörtlich:
„Es ist ein großer Erfolg für die Anti-AKW-Bewegung, dass es trotz der rund 20.000 vor Ort präsenten Einsatzkräfte der Polizei mehrfach gelungen ist, den Castor-Transport mit friedlichen Blockaden zu stoppen“
Wegen des stellenweise brutalen Einsatzes der Polizei werde die Partei-Linke im Bundestag
„unverzüglich eine parlamentarische Aufarbeitung des Polizeieinsatzes einleiten, insbesondere zur Rolle der Bundespolizei und der Bundeswehr“.
Man könnte in diesem Kontext sich einmal das Statement des neben Claudia Roth Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen durchlesen. Cem Özdemir musste dies ausgerechnet im neokonservativen Hamburger Abendblatt veröffentlichen:
„Ganz offensichtlich ist unsere Republik gereift, weil wir Deutschen zu Republikanern reifen, die sich als Bürger in Verantwortung sehen. Der wichtige nächste Schritt wäre, dass Politik sich für neue Partizipationsformen öffnet, die die Mehrheit mitnehmen.
Ich würde mir sehr wünschen, dass möglichst viele dieser sehr gut informierten, gebildeten und engagierten Menschen aller Altersgruppen und Herkunft auch den Weg in die organisierten Verbände, Parteien und Parlamente suchen. Gute Politik muss ehrlich sein und braucht gesellschaftlichen Rückhalt. Für die Parteien besteht darin auch eine Chance zur Wiedergewinnung der Glaubwürdigkeit bei den Bürgern und zu mehr Beteiligung bei Wahlen, die wir dringend brauchen.“
Hört, hört.
Mal abgesehen davon, was die Parteien brauchen – Cem Özdemir müsste noch plausibel erläutern, warum sehr gut informierte, gebildete und engagierte Menschen den Weg den Weg in die organisierten Verbände und (etablierten) Parteien suchen sollten. Damit sie zu stromlinienförmigen Apparatschiks und morallosen Bücklingen ohne Format und Gewissen mutieren?
Inwischen wird im Verladebahnhof Dannenberg der zweite Castor-Behälter verladen und seine Strahlungsabgabe gemessen.
13.11 Uhr
Aus Frankreich wird gemeldet: drei der fünf Anti-Atomkraft-Aktivisten, die den Castor-Transport bei Caen zum Stehen brachten, sind verletzt worden, einer davon schwer. Sie müssen 15.000 Euro Kaution bei den Behörden hinterlegen, sonst müssen sie ins Gefängnis. Sortir du Nucléaire bittet um Spenden für die Kautionen unter
IBAN: FR43 2004 1010 0711 1706 6A03 814
BIC: PSSTFRPPLYO
13.28 Uhr
Radio Wendland brachte soeben ein Dankeschön von der Bäuerlichen Notgemeinschaft an die 82 Jahre alte Dame, die ihnen 100 warme selbstgestrickte Socken geschickt hatte, die sie selber im Laufe des Jahres für die Demonstrationsteilnehmer angefertigt hatte, weil es zu dieser Jahreszeit zu kalt für sie ist, wenn sie stundenlang an der Strecke ausharren.
13.40 Uhr
Die Verladung des dritten Castor-Behälters beginnt. Insgesamt befinden sich 11 Castor-Behälter auf dem Transport.
14.28 Uhr
Der dritte Behälter ist für den Straßenverkehr ins Zwischenlager Gorleben umgeladen, der vierte fährt in den Kranbereich.
Die Dissidenten der Republik werden offenbar gerade am Montag laut. Neben den mittlerweile üblichen bundesweiten Schwabenstreichen zur Unterstützung der Region Stuttgart im Widerstand gegen das Industrie- und Immobilien-Programm „Stuttgart 21“, die montags um 19 Uhr stattfinden, wird jetzt der Aufruf „LAUT SEIN GEGEN ATOMKRAFT“ herum gereicht. Lärm für den guten Zweck, immer montags um 19.03, pünktlich nach dem Schwabenstreich.
Dass neben dem renitenten Menschenvieh auch der Rest keinen Bock auf die Atomkraft der ehrenwerten Industrie- und Parteifürsten hat, kann derzeit auf der Straßenverbindung Dannenberg nach Gorleben anschaulich betrachtet werden. Dort befinden sich gerade 1200 Schafe und 500 Ziegen zwischen Laase und dem Zwischenlager – genau auf der geplanten Strecke des Atommüll-Transportes.
14.46 Uhr
Oh tempora, oh mores, seufzte man hierzulande jahrhundertelang, seit der Eroberung durch die Preußen und der Installation des „Deutschen Reiches“ vor satten 139 Jahren.
Nun aber fliegen die Augenbrauen hoch. Man glaubt es kaum. Ausgerechnet auf Cop2Cop liest man folgendes (bitte bringen Sie ihre Sitzlehnen in eine aufrechte Position):
„Bis zum Jahre 2017 werden insgesamt 134 Castoren im Zwischenlager Gorleben stehen. In der Aluminiumblechhalle, die so groß ist wie ein Flugzeughangar, wäre dann sogar noch Platz für weitere 300 Castoren. Übrigens: Ein Castor beinhaltet Material mit einer 800-mal höheren radioaktiven Strahlung als sämtlicher Atommüll, der im Endlager Asse gerade absäuft.
Was nach rund 30 Jahren “Abkühlungsphase” mit den Hunderten von Castoren im Zwischenlager Gorleben geschehen soll, dürfte klar sein. Wer jedoch – wie Merkel und Röttgen – bei diesen Fakten von “ergebnisoffener Prüfung” des Standortes Gorleben spricht, der sagt nicht die Wahrheit. Hier werden Fakten für die Endlagerung geschaffen. Mit der Erkundung des Salzstocks lassen Merkel und Röttgen ohne Beteiligung der Öffentlichkeit und ohne Umweltverträglichkeitsprüfung bereits jetzt ein Endlager im industriellen Maßstab vorbereiten. Das gerade vom Bundestag beschlossene Atomgesetz sieht dazu die “passenden” Enteignungsregelungen vor. Diese verantwortungslose Politik als “wegweisend” und “Brückentechnologie” zu verkaufen, ist nicht nur zynisch sondern auch verlogen.
Dass vor diesem Hintergrund die Menschen im Wendland auf die Straße gehen um zu demonstrieren, ist verständlich. Seit 30 Jahren werden die Interessen der Menschen dort übergangen und mit jedem Castortransport werden dort Fakten gegen eine Region geschaffen.“
Hast Du Töne.Das sind ja fast republikanische Verhältnisse.
15.14 Uhr
Der vierte Castor-Behälter ist umgeladen, der fünfte wird vorbereitet.
Unterdessen drohen auch Kletter-Aktivisten aus Kassel wegen akrobatischen Umtrieben Strafverfahren – um Spenden wird ersucht.
Kto 111026274
BLZ 21750000
Betr: Castor2010
Konto Inh.: H.Thoroe
15.45 Uhr
Castor Nr.5 ist verladen. Fehlen noch sechs.
15.55 Uhr
Trecker Blockade in Lüchow am Kreisel Richtung Küsten. Hmm. Ein wenig weit ab vom Atomschuss. Dafür ist eine Trecker-Blockade zwischen Dünsche und Laase (die PKWs durch lässt) näher dran.
16.45 Uhr
Die Bachstelzen spielen in Quickborn. Wer sie nicht kennt, guckt hier: Bachstelzen Open Air in der Wuhlheide 20.09.2009
16.55 Uhr
X1000 Blokade: 2400 Menschen vor dem Zwischenlager in Gorleben.
17.03 Uhr
Der sechste Castor ist verladen.
In Gusborn sind 150 Leute und 4 Trecker bei der angemeldeten Mahnwache, eine Bühne wird aufgebaut, es spielt bald Krach und Gerümpel aus Hamburg.
17.13 Uhr
Trecker-Blockade in Breese Marsch, 2 Menschen angekettet, Polizei ist sauer, weil sie mit ihren Wasserwerfern nicht durchkommt.
Alle Mahnwachen sind angemeldet. Jeder sollte sich zur Unterstützung auf den Weg machen, um ein Zeichen gegen die Atompolitik zu setzen.
17.23 Uhr
Die Hülle des siebten Castors wird in Dannenberg geöffnet.
17.26 Uhr
Bresse in der Marsch: Traktoren waren erfolgreich. Polizei bleibt hungrig und die Demonstranten trocken.
Der komplette Versorgungszug der Polizei, Wasserwerfer und ähnliches musste aufgrund der Trecker-Blockade umdrehen.
17.31 Uhr
Wer seinen lieben Vierbeiner im Trubel diesen Tages verloren hat, sollte hier nachfragen:
Birgit Schmidt kümmert sich um Fund- und Verlusthunde: Sareitz – 05849380 – www.hundshuus.de .
17.37 Uhr
Falls es hungrige, ausgekühlte und erschöpfte Polizisten und andere Teilnehmer der Begleitung des Castor-Transportes geben sollte, dann nichts wie hierher:
Nähe Info Punkt Breese Marsch gibt es eine Trecker Blockade und Leute am Feuer mit Essen und Trinken, diese wünschen sich Besucher!
Polizeibeamte dürfen gern die Nacht hier verbringen, um sich die Finger zu wärmen.
17.50 Uhr
Der siebte Castor ist verladen worden.
17.54 Uhr
Der Hof Baak in Zadrau ist von der Polizei ohne Durchsuchungsbeschluss und ohne Verweis auf Gefahr im Verzug durchsucht worden.
18.16 Uhr
Wohn- und Nebengeb. e. Hofes in Grippel wurden ohne Durchsuchungsbefehl und ohne Verweis auf Gefahr im Verzug in Anwesenheit der Anwälte durchsucht.
18.21 Uhr
LKW mit siebten Castor ist nun verschlossen und Haube von achten Castor ist geöffnet.
18.39 Uhr
Rondel: Die Straße von Rondel über Trebel nach Gorleben ist noch frei.
Bundesweit: um 19:03 findet ab heute jeden Tag bundesweit Krachmachen statt, bis die Regierung uns hört: Gegen Atompolitik. Also raus und Krach machen!
19.10 Uhr
In Laase steht der Musikkampfwagen. 400 Leute machen eine gute Stimmung.
19.11 Uhr
Langendorf: Greenpeace-Kletterer auf Bäumen in der Ortsmitte in Langendorf mit einem Banner: Stopp Castor!
19.21 Uhr
Ein Greenpeace-LKW kann sich vor dem Verladekran platzieren und blockiert so die Abfahrt des Castor-Transportes. Im Inneren ketten sich Greenpeace-Aktivisten an die Straße.
19.23 Uhr
Quickborn: Castor Wegbassen ist bis Ende des Transportes genehmigt. Es gibt auch noch Essen und Getränke.
19.25 Uhr
Verladekran: die neunte Castorhülle wird geöffnet.
19.40 Uhr
Der neunte Castor-Behälter ist verladen.
19.45 Uhr
350 Mannschaftswagen und ein Räumfahrzeug der Polizei fahren aus Richtung Oldendorf in Dannenberg ein.
19.51 Uhr
Nachdem die Polizei zunächst versucht hat die Presse von der Greenpeace-Blockade abzuschirmen, lässt sie nun diese zum LKW.
20.03 Uhr
Die Polizei gibt den Einsatz von Drohnen zu. Diese dienen nach Angaben der Polizei zur Video-Überwachung.
20.25 Uhr
Der zehnte Castor-Behälter wird verladen.
20.45 Uhr
Greenpeace hat einen Volltreffer gelandet. Die im Inneren des Blockade-LKWs an die Straße geketteten Aktivisten müssen durch die Polizei erst einmal erreicht werden. Dazu muss das Äußere des LKWs zuerst aufgeflext werden. Das dauert.
Greenpeace erklärt dazu in einer Pressemitteilung:
„Greenpeace-Aktivisten haben heute gegen 18.40 Uhr einen LKW vor der Ausfahrt des Verladekrans in Dannenberg auf der Straße fixiert. Die Aktivisten befinden sich in einem Container, der auf die Castor-Transportstrecke abgesenkt und mit Stahlröhren an der Straße befestigt wurde. Auf dem Banner am LKW ist „Atomkraft ist ein Irrweg – Stopp Castor“ zu lesen. Gleichzeitig haben sich Greenpeace-Kletterer von einem Baum in Langendorf an der geplanten Castor-Strecke abgeseilt.
Die Aktivisten protestieren damit gegen die falsche Energiepolitik der Bundesregierung. Greenpeace fordert, die Castorbehälter statt nach Gorleben gemäß dem Verursacherprinzip zu den Atomkraftwerken zu bringen, in denen der Atommüll produziert wurde.“
21.00 Uhr
Der zehnte Castor-Behälter ist verladen. Fehlt noch einer. Dann darf vor der Greenpeace-Blockade akkurat gewartet werden. =)
21.13 Uhr
Achtung, Achtung, Ladies and Gentlemen…
Es wird vermeldet – dies ist der langandauerndste Castor-Transport ins Wendland aller Zeiten! (tosender Applaus aus dem Off)
21.32 Uhr
Der elfte und letzte Castor-Behälter wird geöffnet. Derweil haben drei Trecker und eine Baumaschine die B 493 nach Gorleben bei Trebel blockiert.
21.42 Uhr
Wasserwerfereinsatz gegen Demonstranten bei Laase auf der L 256 zwischen Dannenberg und Gorleben.
21.55 Uhr
Vier Bauern hängen nahe dem „Atom-Propagandazentrum“ (wot?) an einer Betonpyramide herunter. Klingt gut. Aber wie mag das aussehen? Und wo ist das?
22.04 Uhr
Der elfte und letzte Castor-Behälter ist verladen. Der Castor-Transport könnte also nun starten – wenn da nicht der doofe Greenpeace-Container in der Gegend rum stünde. Harharhar.
22.16 Uhr
Es wird gemeldet, dass es am Verladekran dem Vernehmen nach angeblich noch eine andere Ausfahrt über den Breser Weg gibt, über die die Greenpeace-Blockade umfahren werden könnte.
22.20 Uhr
Die Fahrer der Tieflader des Castor-Transportes werden per Hubschrauber eingeflogen.
22.55 Uhr
Auf der Straßenstrecke zwischen Dannenberg und Gorlebensollen sich schätzungsweise 5000 Menschen befinden. Die gemeldeten 1500 Personen bei Laase befinden sich nicht auf der Straße, sondern auf einem Wiesengelände abseits der Straße. 5000 Menschen befinden sich bei der Sitzblockade unmittelbar vor dem Zwischenlager Gorleben.
Vor dem Verladekran in Dannenberg befinden sich nun rund 500 Personen.
Die Polizei leuchtet auf der L 256 bei Nebenstedt die dort abzweigende Südtrecke K 1 Richtung Klein Heide und Lüchow aus.
23.57 Uhr
Polizeieinheiten werden aus Gusborn nach Splietau verlegt. Derweil gibt es schon Samba beim Greenpeace Container vor dem Verladekran. Bierkästen stehen da auch noch rum. Na, man hat´s am Verladebahnhof wenigstens besser als die Kollegen.
Dienstag, 9.November
00.25 Uhr
Während die X1000 Blockade vor dem Zwischenlager mittlerweile bis in die Ortschaft Gorleben reicht, scheint die Polizei vor der Greenpeace Blockade und am Verladekran am Ende ihrer Nerven. Man rennt herum und erzählt der Presse irgendetwas von Hinterausgängen und man würde jetzt messen, ob denn der Castor nicht dort hinaus oder vorne irgendwie am Greenpeace Container vorbei komme. In Wirklichkeit versucht die Polizei nichts anderes als irgendwie die komplex und virtuos an der Straße befestigten Aktivisten los zu bekommen.
Doch dazu muss erst einmal der LKW aufgeflext werden. Greenpeace auf Twitter:
„Es raucht und staubt im LKW. Aktivisten haben Staubmasken. Es wird geflext und gesaegt, was das Zeug hält. Ob‘s hilft?“
Wir glauben, das hilft den Guten und sagen: Chapeau, Greenpeace. Wieder einmal ganz großes Tennis.
Ein aktuelles Foto vom Inneren des Greenpeace Containers (Bild: Greenpeace).
00.30 Uhr
Muhaha.
Hier mal die Meldung von castorticker.de im Original: „Die Polizei wagt mit neuer Technik einen zweiten Anlauf um den Greenpeace-LKW zu entfernen.“ Also wenn Bildschirme Ohrläppchen hätten, dann wurde jetzt das Grinsen dazwischen von einem zum anderen reichen.
Auch an der Pyramiden-Beton-Bauern-Blockade in Gorleben: müdes Abwinken. Erstmal Experten holen.
o1.27 Uhr
Auf dem Breeser Weg in Dannenberg am Verladekran sitzen etwa 30-50 Menschen.
o1.44 Uhr
Die Aktivisten und Demonstranten haben es geschafft, den Castor-Transport bis zu diesem Zeitpunkt geschlagene 5000 Minuten andauern zu lassen.
o1.51 Uhr
Dannenberg. Nichts deutet auf einen Start des Castor-Transportes hin. Die Castor-Fahrer legen eine Pause ein. Richtig so, morgen ist auch noch ein Tag! Experten für Autosicherheit warnen ja auch vor den frühen Morgenstunden zwischen 2 und 4 Uhr und dem gefährlichen Sekundenschlaf.
Und die Polizei sollte ebenfalls nach über 40 Stunden im Einsatz ihren wohlverdienten Schlaf nachholen können, ehe ein körperlicher Zusammenbruch passiert. Das ist echt unverantwortlich von den Verantwortlichen, die Beamten wie ihre funktionierenden Roboter zu betrachten und nicht als Menschen.
o1.54 Uhr
Bei Quickborn gibt es weiterhin laute Bässe und tanzende Menschen. Der Ortsname macht seiner Bedeutung alle Ehre.
Und ein Stückchen weiter weg herrscht auch weiterhin gute Laune: Der Musenpalast in Laase ist zwar bei guter Stimmung recht voll, es ist aber noch etwas Platz für weitere Gäste. Selbst in der kleinsten Hütte ist stets Platz für freundliche Besucher.
02.12 Uhr
Da die Polizei nicht genügend Kräfte nach Gorleben bekommt, hat noch immer keine Räumung der Sitzblockade vorm Zwischenlager begonnen.
o2.31 Uhr
Greenpeace-Blockade in Dannenberg: Die Polizeitechnik versagt bei der Räumung des Biertrojaners technisch und probiert es jetzt mit Psychologie mittels Konfliktmanager.
o2.50 Uhr
Die Bauern-Pyramide bei Gorleben ist mittlerweile auf einen Hubwagen verladen, dieser kann aber keine Kurven fahren. Das macht die Entfernung natürlich schwierig.
o2.56 Uhr
Die Polizei hat es letztendlich geschafft, die Bauern-Pyramide bei Gorleben von der Straße zu bekommen und frische Kräfte an die schlafende Blockade vor dem Zwischenlager durchbekommen.
o3.05 Uhr
Dannenberg. Es gibt eine spontane Party an der Raiffeisen Bank am Verladekran mit Samba und Catering.
3.25 Uhr
Die Räumung der Sitzblockade vor dem Zwischenlager beginnt. 4000 Demonstranten befinden sich auf der blockierten Strasse.
04.05 Uhr
Zwei Robin Wood Kletterer haben es geschafft, sich an Traversen quer über die Fahrbahn der rund 20 Kilometer Straßenstrecke zu hängen – nur gesetzt den Fall, dass dort jemals ein Castor entlang kommen könnte.
04.12 Uhr
Vor dem Zwischenlager haben die Atomhüter immer noch nicht bemerkt, dass sich die Geräumten der Sitzblockade an deren anderem Ende wieder hinsetzen.
04.32 Uhr
Die Polizei verkündet, „Hey, wir haben endlich die Hände frei“ – leider nur die von den Greenpeace Aktivisten. -.-
04.50 Uhr
Die Polizei hat beim Greenpeace LKW jetzt den Einfall – versuchen wir´s mal mit einem Wagenheber.
Vielleicht hätten sie wenigstens mittlerweile mal die acht Stunden vorher erschienene Presseerklärung von Greenpeace lesen sollen:
„Die Aktivisten befinden sich in einem Container, der auf die Castor-Transportstrecke abgesenkt und mit Stahlröhren an der Straße befestigt wurde.“
05.10 Uhr
Die Polizei hat beim Greenpeace LKW / Container immer noch keinen Plan was sie machen soll, kann aber wenigstens zwei nicht angekettete Aktivisten entfernen.
05.14 Uhr
Derweil ist die Räumung der Sitzblockade vor dem Zwischenlager immer noch nicht so recht voran gekommen. Immerhin kann man sich mittlerweile nicht mehr hinten dran setzen.
05.39 Uhr
Derweil in Dannenberg: Irgendjemand hatte wohl die Musik zu laut gestellt. Oder den Beamten mit blutunterlaufenden Augen bei der Greenpeace-Blockade ging das Gefeier auf die Nerven. Jedenfalls wird nun die Party beimVerladekran, am sagenhaften Hinterausgang ohne Ausgang, geräumt.
06.00 Uhr
Fast 12 Stunden nach dem Überraschungscoup der Umweltschutzorganisation kann die Polizei den ersten Aktivisten von Greenpeace aus dem Beton lösen.
06.13 Uhr
Auch der zweite Greenpeace Aktivist ist aus dem Beton heraus gelöst.
06.25 Uhr
Der letzte Greenpeace Aktivist ist aus dem LKW heraus. Nun versucht die Polizei den LWK selbst aus dem Weg zu schaffen.
Angesichts des nun absehbaren Endes der Greenpeace-Blockade in Dannenberg erhöht nun die Polizei in Gorleben schlagartig das Tempo.
06.41 Uhr
Die Polizei räumt die Sitzblockade zuerst auch vom anderen Ende (Richtung Ortschaft Gorleben) aus, dann von allen Seiten und geht dabei zunehmend immer rabiater vor. Schliesslich werden Schmerzgriffe angewendet.
06.54 Uhr
In Quickborn auf der potentiellen Nordstrecke des Castor-Transports besteht seit mittlerweile 4 Stunden eine Ausgangssperre.
07.06 Uhr
Wunderschöne Meldung auf Castorticker.de:
Die Sonne geht auf, es ist 2°C warm und windstill.
07.26 Uhr
Dannenberg: ein Unimog zieht den Greenpeace-LKW nun von der Kreuzung vor dem Verladekran.
Derweil vor dem Zwischenlager in Gorleben: Die Sitzblockade ist geräumt.
Nun versucht die Polizei, die Kletterer von Robin Wood einzufangen. Früh am Morgen kommt es dabei durch die offensichtlich verzweifelten Atomschützer zu akrobatischen Einlagen: zunächst klettern Beamte auf einen LKW und versuchen die Umweltschützer irgendwie zu fassen zu kriegen.
Geht nicht. Also den Hubwagen holen.
Derweil in Dannenberg: die Polizei versucht den Greenpeace LKW anzuheben, die Presse wird weggeschickt.
07.37 Uhr
Der erste Kletterer von Robin Wood ist gefangen.
07.50 Uhr
Der zweite Kletterer von Robin Wood ist gefangen.
07.55 Uhr
Die Greenpeace Blockade ist nach über 11 Stunden überwunden. LKW und Container sind zur Seite geschafft worden und blockieren die Ausfahrt des Castor-Transportes nicht mehr. Die Fahrer der Castor-Tieflader sind wieder auf dem Gelände des Verladekrans, die Polizei auf der Strecke fährt ihre Fahrzeuge an die Seite.
08.10 Uhr
Morgens im Morgenmagazin der Staatssender ARD und ZDF:
Garderobenständer im Fernseh-Studio zur Korrespondentin vorm Zwischenlager (Inhalt nicht ganz wörtlich wiedergegeben):
„Ja, öh, wir hören, die Blockade ist geräumt“
Korrespondentin:
„Jaja, die Blockade ist geräumt, die Polizei ist sehr aktiv hier, fährt Mannschaftswagen hin und her und macht auch die Straße sauber. Alles bestens. Alles unter Kontrolle.“
Garderobenständer im Fernsehstudio (bemüht fröhlich, Zähne zeigen):
„Ja.“
Korrespondentin:
„Ja.“
Garderobenständer im Fernsehstudio:
„Jaja.“
Korrespondentin:
„JaJa. Du mich auch.“
Garderobenständer im Fernsehstudio:
„Jaja. Sag Du es.“
Korrespondentin:
„Nein, Du.“
Garderobenständer im Fernsehstudio:
„Greenpeace LKW.“
Korrespondentin:
„Ja.“
Garderobenständer im Fernsehstudio:
„Jaja.
Korrespondentin:
„Jaja. Du mich auch. Zurück ins Studio.“
08.30 Uhr
Das Tor zum Verladekran wird geöffnet.
08.37 Uhr
Der Castor-Transport setzt sich in Bewegung. Ersatzlaster und Polizei verlassen den Verladekran und das Gelände des Verladebahnhofs und biegen auf die Nordstrecke ein.
08.40 – 08.43 Uhr
Die Tieflader mit den Castoren-Behältern verlassen den Verladekran und fahren aus dem Gelände des Verladebahnhofs.
08.42 Uhr
Die Polizei zündet bei Laase Strohballen an.
08.58 Uhr
Bei Radio Freies Wendland meldet sich ein Augenzeuge, der von einem Gleitschirm der Anti-Atomkraft-Gegner bei Grippel berichtet, der über der Stelle schwebt, wo Nord- und Südstrecke zusammenlaufen. Darüber fliegt ein Polizei-Hubschrauber.
09.00-09.03 Uhr
Der Castor fährt über die Nordstrecke und passiert Quickborn. Der Transport bewegt sich langsam. Derweil berichtet der Industrie-Sender N24 live von einem Castor-Transport, der die Südstrecke nimmt.
09.20 Uhr
Der Castor-Transport passiert Langendorf auf der Nordstrecke.
09.25 Uhr
Der ferngesteuerte Para-Gleitschirm ist von Greenpeace und fliegt nun direkt über dem Castor-Transport.
09.27 Uhr
Der Castor passiert Grippel, wo Nord- und Südstrecke zusammenlaufen.
09.32 Uhr
Kurz hinter Grippel auf der Strecke: Laase. Dort sind massive Polizei-Kräfte zusammengezogen.
09.35 Uhr
Der Castor-Transport passiert Laase.
09.45 Uhr
Nach 3 Tagen, 19 Stunden und 24 Minuten trifft der Castor-Transport mit über einem Tag Verspätung im Zwischenlager Gorleben ein.
Epilog:
In Trebel beginnt die Pressekonferenz der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg in Trebel. Castorticker.de verzeichnet insgesamt 80 Millionen Seitenzugriffe und hätte gern jeweils einen Cent davon.
BI Lüchow-Dannenberg
Konto 230042798
Bankleitzahl 25850110
Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg
Verwendungszweck: Spende Castorticker 2010
IBAN: DE24258501100230042798
BIC: NOLADE21UEL
Ein letztes Bonmot hinterließen Unbekannte auf der Seite der Atomindustrie www.kernenergie.de. Hier ein Screenshot.