USA: Attentat auf Mitglied des Streitkräfte-Ausschusses

Gabrielle Giffords
Gabrielle Giffords

Tucson: Gabrielle Giffords, Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses, Mitglied des Streitkräfte-Ausschusses und Mitglied in dessen Bereitschafts-Unterauschuss (Subcommittee on Readiness), der u.a. im Rahmen des „Base Realignment and Closure“-Programms zuständig für die Schließung von Militärbasen ist, wurde heute bei einem gezielten Attentat aus nächster Nähe in den Kopf geschossen. Unklar ist, ob und wie sie dieses Attentat überlebt hat.

Giffords hielt eine Wählerveranstaltung „Congress on Your Corner“ ab (1). Es war also ihre Veranstaltung und nicht irgendeine zufällige Menschenansammlung. Bezeichnenderweise wurde ihre höchst einflussreiche Position im US-Parlament in der leider immer noch einflussreichen Informationsindustrie in Deutschland geflissentlich übersehen.

Dabei gab es in den letzten Tagen durchaus Anlass für die Militärs um den einen oder auch anderen Militärstandort zu fürchten. Erst vorgestern rang sich der schwächste Präsident der USA seit Onkel Toms Zeiten endlich dazu durch, die vom Verteidigungsminister Robert Gates vorgeschlagene Schließung des Militärkommandos „Joint Forces Command“ (USJFCOM) zu bewilligen (2). Das USJFCOM ist eines der wenigen Militärkommandos mit weltweitem „Verantwortungsbereich“ und war verantwortlich für die Ausarbeitung sämtlicher Kriegsstrategien der USA in den letzten 15 Jahren.

Ebenfalls vorgestern hatte US-Verteidigungsminister Robert Gates auf der Webseite des Pentagon ()3) Einsparungen von 150 Milliarden Dollar im im ausser Kontrolle geratenen Militär- und Spionage-Apparat der USA verkündet. U.a. wurde neben der Auflösung mehrerer Militärstäbe (eingeschlossen dem einer Flugzeugträger-Einsatzflotte) bekannt gegeben, dass gleich die ganze Zweite Flotte und ihr Hauptquartier in Norfolk aufgelöst wird. Von dort war es zu, nun ja, „bürokratischem Widerstand“ gegen die von Gates bereits letzten Sommer verkündete Auflösung des USJFCOM Militärkommandos gekommen.

Der derzeitige Kommandeur des USJFCOM, General Raymond T. Odierno, trat erst am 29.Oktober sein Amt an. Vorher war er Irak-Kommandeur und vorher rechte Hand von Irak-Kommandeur General David Petraeus, dem späteren Kommandeur des übergeordneten Zentralkommandeurs. Petraeus wurde vor einem halben Jahr im Zuge von umfangreichen Umbauten und Kürzungen im ausser Kontrolle geratenen Militär- und Spionage-Apparat der USA von der Obama-Regierung zum Afghanistan-Kommandeur degradiert.

Abgeordnete Gabrielle Giffords war eine Gegnerin des Irak-Krieges.

Sicherlich ist das alles nur Zufall und eigentlich nicht der Erwähnung wert. Wie könnte es auch anders sein.

Erste Berichte zitierten heute einen Zeugen, der von „anhaltendem willkürlichem“ („random“) Schussfeuer sprachen (4). Auch das mag für eine recht hohe Zahl von Schüssen sprechen. Wie diese ungestört durch den üblichen must-have (den jungen verwirrten Einzeltäter, gerne mit Basecap) nach oder kurz vor dem gezielten Kopfschuss auf das hochrangige Mitglied im Streitkräfte-Ausschuss ungestört abgefeuert werden konnten, bleibt das Geheimnis der offenbar nicht ganz anwesenden Leibwächter von Gabrielle Giffords.

Anzunehmen ist, dass jetzt im gemeinsamen Interesse von Regierung und Attentätern der Öffentlichkeit solange Dreck erzählt wird, bis das erste Interesse an dem Fall nachgelassen hat. Dann wird der Tod der Abgeordneten verkündet werden, die bedauerlicherweise doch noch ihren schweren Verletzungen erlegen sein könnte, usw. Die plötzlich auftretenen Meldungen von gleich einem weiteren halben Dutzend Toten könnten diesbezüglich dazu beitragen, dass der Öffentlichkeit der Tod einer Abgeordneten des Streitkräfte-Ausschusses auf der eigenen Veranstaltung durch einen ungehindert Dutzende von Schüssen abfeuernden Einzeltäter (der dann irgendwie doch von einem Passanten überwältigt wird) wahlweise als Gottes Wille, geile Story oder einfach nur als Nachrichtentheorie gewinnbringend verkauft werden kann.

EPILOG

Eintrag 8.Januar 2011, neun Jahre, drei Monate und 27 Tage nach Ausbruch des Krieges:

Keine besonderen Vorkommnisse. Im Westen nichts Neues.

(…)

Vorhergehende Artikel:
16.10.2010 Zwei Handy-Videos eines Augenzeugen des Fort Hood-Attentats  gelöscht
10.08.2010 Gates: United States Joint Forces Command und Hälfte der Generalität überflüssig
20.07.2010 TOP SECRET AMERICA: “Eine versteckte Welt, jeder Kontrolle entwachsen”
19.07.2010 USA: Spionage-Komplex nach 9/11-Attentaten explosionsartig gewachsen

Quellen:
(1) http://www.vancouversun.com/Congresswoman+Gabrielle+Giffords+shot+confirmed+dead+Arizona/4080788/story.html
(2) http://voices.washingtonpost.com/virginiapolitics/2011/01/obama_approves_closures_of_joi.html
(3) http://www.defense.gov/releases/release.aspx?releaseid=14178
(4) http://ww2.postbulletin.com/newsmanager/templates/localnews_story.asp?z=49&a=484570

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