Von Parkland nach München
Bevor nach dem Attentat in Florida, welches zwei Tage vor Beginn der Münchner „Sicherheitskonferenz“ der internationalen Kriegslobby erfolgte, das Leben eines weiteren jungen Menschen ausgelöscht wird, sollte die Öffentlichkeit Fragen stellen. Es gibt jede Menge davon.
Nikolas Cruz, 19, mutmaßlicher alleiniger Attentäter und Mörder von Menschen in der Parkland High School, steht vor der Todesstrafe. Laut „NBC Miami“ beabsichtigt Pflichtanwalt Howard Finkelstein, Ankläger Mike Satz ein Schuldeingeständnis seines Mandanten liefern,um
„die Todesstrafe und ein langwieriges Gerichtsverfahren zu vermeiden„.
Für einen Anwalt ist das eine erstaunliche Aussage.
Sollten jede Demokratie, jede Gewaltenteilung und Justiz, gerade die Angehörigen, aber auch die Öffentlichkeit den Ermordeten nicht mindestens ein Gerichtsverfahren schuldig sein, um die Tat, deren Hergang und nicht zuletzt das Motiv umfassend aufzuklären – egal wie lange es dauert und egal wie teuer es ist?
Cruz´ weitere Pflichtanwältin Melisa McNeill, die bereits in der Öffentlichkeit massiv kritisiert wird, sprach zwar von der Gefühlslage ihres Mandanten, ihrer Gefühlslage, sowie (zurecht) von den Angehörigen, Betroffenen und Traumatisierten. Zur Sache aber gab sie effektiv nichts zu Protokoll.
Und obwohl bereits allgemein ein gegenteiliger Eindruck enstanden ist, geht aus keinem öffentlichen Statement der Anwälte eindeutig hervor, dass bzw ob der Angeklagte die Tat überhaupt gestanden hat. Die Geschichte von den Stimmen, die er gehört habe und die ihm erklärt hätten wie er 17 Menschen zu ermorden hätte, wurde durch die Ermittlungsbehörden anonym in die Presse getreut, mit „ABC News“ als Verteiler der Stillen Post.
Hat Nikolas Cruz diese schon fast klassische Aussage eines klassischen Verrückten in Gegenwart seiner Anwälte getätigt? Ohne Beisein eines Anwalts wären diese Aussagen nämlich gerichtlich nicht verwertbar. Hat er sie überhaupt getätigt?
„BuzzFeed“ dokumentierte am Tage nach dem Attentat Aussagen des Youtubers Ben Bennight. Dieser hatte sich im September letzten Jahres bei der Bundespolizei F.B.I. gemeldet. Unter einem seiner Videos war ein Kommentar abgegeben worden, unter dem Nutzernamen „Nikolas Kruz“. Wortlaut des Kommentars: „I‘m going to be a professional school shooter“ („Ich werde ein professioneller Schul-Schütze / Attentäter an einer Schule sein“). Bereits einen Tag, nachdem Ben Bennight sich beim F.B.I. gemeldet und diesem einen Screenshot des Kommentars zugesender hatte, besuchte das F.B.I. Bennight und befragte ihn dahingehend, ob ihm der Kommentator bekannt sei. Bennight verneinte. Die F.B.I. Leute nahmen eine Kopie vom Screenshot und gingen wieder. Der Youtuber hörte vom F.B.I. erst wieder etwas nach dem Attentat.
Nach dem Attentat gab das F.B.I. zu Protokoll, dass es ihm nicht gelungen sei die Urheberschaft des Kommentars zu verifizieren bzw die Person ausfindig zu machen, welche diesen Kommentar unter dem Namen des späteren mutmaßlichen Attentäters in Parkland postete.
Geht man nun davon aus, dass diese Angaben des F.B.I. der Wahrheit entsprechen, muss das Individuum angesichts der nicht unerheblichen Cyber-Kapazitäten des F.B.I. also einigen Aufwand betrieben haben, um seine Internet-Spuren zu verwischen.
Doch wenn diese Person tatsächlich Nikolas Kruz war – wieso hätte sie das tun sollen? Einerseits einen potentiell strafbaren Post setzen und unter eigenem Namen ein Schwerverbrechen ankündigen, aber die eigenen Internet-Spuren verwischen?
Die gleiche Unstimmigkeit bei den martialischen Fotos, die von einem Instagram Account stammen, welcher von den Behörden Nicolas Kruz zugeordnet wird. Dass dieser tatsächlich vom Angeklagten stammen, sagt keiner. Doch alle sagen, es sei so, weil es ja alle sagen.
Hintergrund: Der britische „Guardian“ bzw deren Journalist Jon Swaine kontaktierten Instagram. Dieses antwortete mit einer faktischen Entschuldigung und bekundete, den Account „des Schützen“ gelöscht zu haben. Dass der Account „nicolas annihilator“ bzw „nicolascruzmakarov“ tatsächlich dem Angeklagten zuzuordnen ist, bestätigte Instagram damit eben nicht. Auch nicht „implizit“, wie „Guardian“-Journalist Jon Swaine behauptete.
Von dem üblichen „Irgendwas mit…“ auf dem Instagram Account einmal abgesehen – „Allahu Akbar“, aber mit Trump-Logo MAGA und rechtsradikal und antiislamisch, etc – berichtete die Online-Zeitung „The Blast“ durchaus Erstaunliches:
„Eine Quelle mit Verbindung zu Cruz, dem angeblichen Schützen, machte Screenshot von einer Instagram Seite, von der angenommen wird dass sie ihm zugeordnet wird. Unsere Quelle sagt, die Ermittlungsbehörden kennen diesen Account und glauben er ist authentisch.“
Auf Twitter gibt dann Carmine Sabia („I trigger Hollywood elites. #Yankees #Israel.“) bekannt:
„BREAKING: Dies ist ein Screenshot, den ich vom Instagram Account des Schützen in Parkland Florida, Nicolas Cruz, genommen habe bevor er offline genommen wurde. Beachtet den Ausdruck #AllahuAkbar“
Weitere öminöse Medienbeweise aus dem mutmaßlichen Umfeld des mutmaßlichen Attentäters lieferte „CNN“. Dieses berichtete aus einer geschlossenen Instagram Gruppe und deren Chats . „Ich hasse Juden, Nigger, Immigranten“ war da zu lesen, dazu allerlei von Anketten, Abmurksen und dass Cruz Juden gehasst habe, weil er glaubte diese wollten die Welt zerstören.
Wie „CNN“ berichtet, wurden die Reporter von einem Mitglied dieser Gruppe selbst hinzugefügt. Bedauerlicherweise hätten die antwortenden Mitglieder der Gruppe aber ihre Identität nicht preisgegeben, so „CNN“. Aber sie seien offensichtlich unter 18 Jahren alt gewesen.
Dass die moralische, seelische und politische Entwicklung dieser Beteiligten offensichtlich im Alter von 5 Jahren an irgendeinem Mutti-(oder so ähnlich)-Opfer-Troll-Komplex und dem Trieb zum Lügen, Morden, Tarnen und Anhängen hängen blieb, erscheint durchaus plausibel.
Aber wie glaubwürdig (von gerichtsfest einmal ganz zu Schweigen) ist diesbezüglich die Urheberschaft des nun von der Todesstrafe bedrohten Nicolas Cruz, hinsichtlich der ihm nachgesagten Äußerungen?
Der neunzehnjährige Vollwaise hatte am Tage des Attentats noch fünf Minuten vor den ersten bei der Polizei eintreffenden Notrufen mit dem Sohn seiner Gastfamilie getextet. Ganz normal, wie später der Anwalt der Gastfamilie aussagte.
Konstatiert man nun, dass selbst Schnellwähler immer mit dem Griff am Smartphone mindestens 1 Minute brauchen, um den Beginn eines Attentats festzustellen, dann die Polizei anzurufen und dort jemanden zu erreichen, ist die Zeitspanne zwischen einem 19-Jährigen am Texten und einem Attentäter, der gerade aus dem Taxi aussteigt, ins Gebäude geht, dort dem Schüler Chris McKenna (der den Schützen in keinem seiner Interviews eindeutig als Nicolas Cruz identifiziert, sondern diesen immer nur „der Schütze“ oder „er“ nennt) im Erdgeschoss sagt, er solle jetzt lieber gehen, gleich werde etwas Furchtbares passieren, und laut Aussage des 15-jährigen Zeugen immer noch Munition in seine Waffe lädt, sich aber irgendwann auch ruck-zuck die Gasmaske aufgesetzt hat, und dann im ersten Stock anfängt zu Schießen, dann ist also diese Zeitspanne vom textenden 19-Jährigen zum maskierten, aber irgendwie identifiziert-nicht-identifizierten Attentäter Nicolas Cruz doch arg eng.
Für dieses nicht unwichtige Detail im angeblichen Zeitablauf fand die „New York Times“ übrigens immerhin ein kleines Nebensätzchen. Alle Anderen fanden gar nichts.
Allen im internationalen Medienkomplex und in allen Hauptnachrichten gezeigten Zeugen und Zeuginnen ist eines gemein: entweder kannten sie den Angeklagten Nicolas Cruz und äußerten sich negativ über seine Person, oder sie waren Augenzeugen des Attentats und sprachen von „dem Schützen“. Kein einziger der dort vorgeführten Zeugen der konkreten Vorgänge sagte etwa folgendes „Nicolas ging…“ oder „dieser Schei**kerl, ich sah ihn da und da und erkannte ihn wie er…“
Immer nur „der Schütze“.
Nun, nicht alle Zeugen sagten das. Aber diese verschwanden irgendwie, simsalabim, aus der kommerziellen und staatlichen Berichterstattung. Und natürlich wurden ihre Aussagen auch nicht durch die Behörden erwähnt.
Nach dem Attentat interviewt Matt Musil vom Sender KHOU 11 die Zeugin Alexa Miednik, Schülerin an der Parkland High School. Nicht nur dass sie aussagt, dass es „definitiv“ mehrere Schützen gegeben haben muss. Sie berichtet, dass sie den angeblichen Attentäter Nikolas Cruz in der Schule traf, nachdem dort bereits Schüsse gefallen und Rauchgranaten gezündet worden waren. Und weder trug Cruz eine Gasmaske, noch hatte er eine Schusswaffe bei sich. Und die Schüsse kamen von der anderen Seite des Gebäudes.
#KHOU11 After shifting over from #ASTROS Camp to coverage of school shooting in Parkland, Forida, I talked with Alexa Miednik , a Senior at Douglas HS. She never saw a gun but she says she knows the alleged shooter… pic.twitter.com/qzaOUbFMPu
— Matt Musil (@KHOUSportsMatt) February 15, 2018
Reporter Matt Musil berichtet später KHOU 11 live von der Aussage Alexa Miedniks. Er zitiert die Schülerin ausführlich. Doch zeigt der Sender keine Aufnahmen ihrer Zeugenaussage, sondern kolpotiert anschließend übergangslos wieder die offizielle Darstellung der Behörden, als wäre nichts gewesen.
Eine weitere Zeugin sagte öffentlich vor Journalisten aus, dass „definitiv“ mehrere Attentäter am Werk waren. Sie berichtet von drei Schützen. Ein Attentäter rief, so beschreibt es die Zeugin, „hey…hey…“, um die hilflosen Jugendlichen aus ihren Klassenräumen zu locken. Sie berichtet des Weiteren, wie eine Gruppe von SchülerInnen vor einem Schützen der die Treppe hochkam in eine andere Richtung flüchteten und dann stoppten, weil dort „der andere Schütze kam“ (1.50 min).
Laut offizieller Darstellung ließ der Alleintäter Nikolas Cruz seine Tatwaffe, eine M-16 (Zivilbezeichnung: AR-15), nach dem Attentat ebenso in der Schule wie seine Gasmaske und zusätzlich mitgebrachte Munition. Mit diesem Material war Cruz – nach seinem bezeugten Textkontakt mit dem Sohn seiner Gastfamilie – angeblich innerhalb von fünf Minuten aus einem Taxi ausgestiegen, hatte die bezahlt, war ins Gebäude gegangen, hatte seine Waffe geladen, einem Schüler eine Warnung ausgesprochen, sich vorher oder nachher eine Gasmaske aufgesetzt und war in Windeseile die Treppe hochgerannt, fing im ersten Stock an zu schießen, schaffte es unmittelbar nach den Schüssen irgendwie auch noch einen Feueralarm auszulösen und Rauchgranten zu werfen, was Notrufe bei der Polizei auslöste.
Wenn also der eher schmächtig wirkende Cruz seine AR-15, leere Rauchgranaten und eine Gasmaske mühelos und schnell in die Schule schaffen konnte – was schleppten dann Polizeibeamte nach dem Attentat in einer schwarzen Tasche mühsam aus dem Schulgebäude und mussten es mit drei Mann in ein Polizeifahrzeug hieven?
Erst zu Jahresanfang hielt die Marjory Stoneman Douglas High School eine „Active Shooter“-Übung ab, in der genau so ein Attentat simuliert wurde wie es nun stattfand. Doch nach dem Attentat wurde im Medienkomplex schlicht geschlussfolgert, dass es Nicolas Cruz war, der sich diese Übungen und entsprechendes Insiderwissen zu nutze gemacht haben müsse.
Den 17-jährigen Bruder des Angeklagten ließ die Polizei übrigens zwangsweise in einer psychatrischen Anstalt verschwinden.
Ein „Baker Act“ soll dies der Polizei erlauben, mit Jedem. Mit Jedem. Erwachsene können demnach „zur Untersuchung“ 72 Stunden eingewiesen werden, Jugendliche für 12 Stunden. Wenn die Untersuchung entsprechend ausfällt, kann man Menschen natürlich länger verschwinden lassen.
Dass nun ausgerechnet auch der Bruder des Verrückten ein Verrückter sein soll, werden traditionsreiche Anhänger der SippInnenhaft sicherlich beifällig abnicken. Wahrscheinlich auch rechtsradikal. Irgendwas mit.. naja, das dies das da jenes eben und nu lass mich in Ruhe mit irgendwelchen Verschwörungstheorien! Werd endlich Untertan, ähh, erwachsen! Sei flexibel, ein guter Linker und halt´s Maul!
Das F.B.I. gab zwei Tage nach dem Attentat eine Pressemitteilung heraus. In diesem vermeldete die Bundespolizei, dass „eine Nikolas Cruz nahestehende Person“ am 5. Januar über eine öffentlich zugängliche F.B.I. Hotline berichtete, Nikolas Cruz habe „Sehnsucht“ nach einem Schusswaffen-Mord an einer Schule („school shooting“), danach Menschen umzubringen und zudem verstörende Einträge in Sozialen Medien hinterlassen.
Einmal abgesehen davon, dass dieser Hinweis – trotz dem durch Youtuber Bennight im September vermeldeten Eintrag, auf den das F.B.I. damals sofort reagierte – angeblich nicht an das Miami Field Office weitergeleitet wurde und so versehentlich versandet sein soll: diese Meldung des F.B.I. erscheint schlicht als taktische Maßnahme. Man schützt die strategische Position – den behaupteten Tathergang – aber spielt so ein bisschen Sandsack und lässt die Bevölkerung wieder einmal Dampf ablassen.
Die Behörden wieder. Jaja. Die haben wieder geschlampt. Jaja. Überall Schlampen. Das kennt man ja.
Dies muss der Öffentlichkeit irgendwie bekannt vorkommen.
Seit einer Dekade ist es für Behörden weltweit Standardprozedur, nach einem Massenmord bzw Attentat, das sie zu verhindern hatten aber nicht verhinderten, den oder die umgehend benannten Schuldigen erst nicht am Tatort festnehmen zu können, dann auf der Flucht zu erschießen und sie hinterher irgendwie gekannt zu haben, aber nicht so dolle, irgendwie. Gern wird dann auch, ganz nach Verhörtraining, gegenüber der Öffentlichkeit die erste, zweite, dritte Ausrede, Verzeihung, Tatversion oder Erklärung ausgepackt, im Nachhinein im Internet entdecktes Material inklusive, was aber schon immer da war, aber von dem man vorher nichts wusste, jedenfalls nicht so dolle.
Erstaunlicherweise verklagt anschließend kein einziger Angehöriger oder Betroffener diejenigen Behörden, die für die Verhinderung dieser Massenmorde und Attentate zuständig sind. So müssen sich diese auch nicht in Zivilprozessen verantworten (siehe Berlin und das Attentat auf die Breitscheidplatz).
Dass nun wieder der Präsident schuld hat und der twittert, dass F.B.I. habe zu viel Zeit mit den Ermittlungen gegen ihn aufgewendet und nun auffordert, Gestörte der Polizei zu melden, natürlich nicht die in der Polizei oder mit anderen Ämtern und Würden – geschenkt.
In München bei der „Sicherheitskonferenz“ der internationalen Kriegslobby wurden zwei Tage nach dem Attentat in Florida allerlei düstere Szenarien aufgemacht. Geschäftsführende Imperialisten sehen die Welt am Abgrund.
Beschlüsse der Kriegslobby weniger Waffen zu besitzen, wie die guten Linken jetzt wieder fordern (wenn auch nur von der Bevölkerung), darf man allerdings wohl weniger erwarten – vom weniger Produzieren von Waffen durch die Kriegsindustrie ganz zu schweigen.
Nein, nein – stattdessen noch mehr Krieg!
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu fand vor seiner Reise nach München am Tage des Attentats in Parkland endlich wieder eine Gelegenheit für das gesamte Volk von Israel zu sprechen (welches der Meinung ist: „ein Schwein zu sein ist nicht koscher“). Ausführlich bekundete Netanjahu Mitgefühl. In München drohte er, wieder einmal, mit einem Angriffskrieg gegen den Iran.
Die Zeit vergeht. Doch die Welt wird es sicher nicht. Da sollte keiner von sich selbst und seinem Machtspielzeug auf die Welt und deren Andere schließen.