Start des nordkoreanischen Kommunikationssatelliten
Heute um 4.30 Uhr MESZ erfolgte der Start Taepodong-2-Langstreckenrakete und beförderte den Kommunikationssatelliten Kwangmyongsong-2 ohne Zwischenfälle in die vorgesehene Erdumlaufbahn, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA.
Auf ihrem Weg ins All drang die Rakete für wenige Minuten in den japanischen Luftraum ein, bevor die erste Stufe ins Japanische Meer stürzte. Die zweite Stufe fiel weiter östlich in den Pazifik.
Nach Meldungen des Spiegels erreichte der Satellit nicht die Umlaufbahn: „Es sei nach dem Raketenstart über Japan hinweg kein Objekt in die Erdumlaufbahn eingetreten, teilte die nördliche Kommandostelle der US-Streitkräfte am Sonntag mit. Die erste Stufe der Rakete sei ins japanische Meer gestürzt. Die restlichen Stufen plumpsten den Angaben zufolge samt Traglast in den Pazifik. Der südkoreanische Verteidigungsminister Lee Sang Hee machte vor Abgeordneten in Seoul ähnliche Angaben.“
Die internationale Gemeinschaft der Grossmächte hat im Vorfeld des angekündigten Startes sehr empfindlich auf diese nicht sein dürfende Ereigniss reagiert und vermutete den bedrohlichen Test einer Rakete für militärische Zwecke.
Südkoreanische, japanische und US-amerikanische Kriegsschiffe wurden im südasiatischen Meer und Pazifik zur Beobachtung des Ereignisses zusammengezogen.
Gestern gab es in Japan einen falschen Alarm über die gestartete Rakete, der Irrtum wurde allerdings gleich erkannt und dementiert.
Nun ist die Nervösität vorbei, der Satellit je nach Meldung im All oder auch nicht, und die Kriegsschiffe könnten sich entspannt zurückziehen, die Gründe der befürchteten kriegerischen Aktionen sind hinfällig geworden.
Eins kann sich die Presseberichterstattung nicht verkneifen und viele Blätter wiederholen gern nordkoreanische Mitteilungen:
„Der Satellit übertrage „unsterbliche Revolutionslieder“, die den Staatsgründer Kim Il Sung, und seinen Sohn, den heutigen Staatschef Kim Jong Il, priesen.“
Jede Regierungsform benutzt die Medien zur Ausstrahlung ihrer Propaganda, selbst in demokratischen Staaten, das ist dort wie hier usus. Der tägliche Blick auf die Nachrichten beweist es.
Im Fall des nordkoreanischen Satelliten sprechen die internationalen Blätter von einer unerträglichen Provokation, die vor den UN-Sicherheitsrat gehört.
Die UN-Resolution 1718 verbietet zwar die Entwicklung von Raketentechnologien und Starts ballistischer Raketen in Nordkorea, sie untersagt jedoch nicht direkt den Start eines künstlichen Erdsatelliten, das stellte letzten Montag der russische UN-Sonderbeauftragte Vitali Tschurkin auf einer Pressekonferenz fest.
Diese Stimmungsmache, die mit dem Start das Beenden der atomaren Abrüstungsverhandlungen mit Nordkorea und Verschärfung der Spannungen proklamiert, ist wenig hilfreich für einen diplomatischen Umgang mit diesem Land. Damit werden unnötige Provokationen geschürt.
Entgegen aller anderen Meldungen sagte der US-Sonderbeauftragte für Nordkorea, Stephen Bosworth, am Freitag vor der Presse in Washington:
„Wir müssen mit Nordkorea zusammenarbeiten so wie es ist, und nicht so, wie wir es haben wollen … Wir sind bereit, den Dialog jederzeit aufzunehmen“
Das betreffe auch die Abrüstungsverhandlungen, ganz egal ob Nordkorea seine Pläne zum Start eines Satelliten verwirkliche oder nicht
„Die Abrüstung ist unsere Priorität, und wir hoffen, Gespräche mit Nordkorea zu vernünftigen Terminen wiederaufzunehmen … Ich denke, dass es unseren Ländern gelingt, eine Einigung zu erzielen.“
Das ist eine sehr vernüftige Einstellung des US-Diplomaten, die die Weltgemeinschaft der Staaten zur Entspannung der Weltpolitik benötigt und keine ausschliesslich kriegstreiberisch-schürenden Propagandamedienartikel, so wie es gerade aktuell auch hier wieder gesendet wird:
Nordkorea provoziert mit Raketenstart
„Der japanische Premierminister, Taro Aso, sprach ebenso wie die USA von einer Provokation, über die nicht hinweggesehen werden dürfe. Für den Nachmittag hat Japan deshalb eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates beantragt. Der südkoreanische Außenminister Yu verlas eine Erklärung, in der Südkorea ankündigte, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um der Provokation des Nordens zu begegnen.“
Die öffentlich-rechtlichen Medien benötigen ebenfalls dringend eine Entspannungspolitik in ihrer einseitigen, bewusst angsterzeugenden reisserischen Berichterstattung, so wie alles in dieser kurz vor dem Kollaps stehenden Welt zur Besinnung auf das Leben zurück kommen muss.
Da hilft nur eins: den Verstand öffnen, diese Welt aktiv mitgestalten zu einer gemeinsamen Weltrepublik für alle und sich endlich nicht ohne Widerstand zum Spielball politischer und militärischer Grossmachtsambitionen machen zu lassen.
Update 17.35 Uhr
Russland hält sich mit Aussagen über die geglückte oder nicht gelungene Aussetzung des Satelliten zurück, um Ausagen Südkoreas nicht zu brüskieren, ist aber davon überzeugt, dass es einen zivilen Satelliten ins All geschossen hat:
Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hält sich mit Kommentaren zurück. „Es ist die Aufgabe der Weltraumtruppen, solche Starts zu überwachen“, sagte ein ranghoher Vertreter der Behörde. „Wir wollen den Start auch darum nicht kommentieren, weil wir mit Südkorea im Bereich der zivilen Raumstarts zusammenarbeiten. Südkorea hat den nordkoreanischen Start verurteilt und wir wollen keine Probleme haben.“
Auch die Weltraumtruppen wollten keine Stellung dazu nehmen. „Unsere Spezialisten analysieren die Informationen aus offenen Quellen über den Start. Mehr kann ich vorerst nicht sagen“, sagte ein Truppensprecher.
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